Island – wunderschön und fordernd

Aber auch sanfte Formen...
Aber auch sanfte Formen...

Ein zweites Mal nach Island reisen – Diesen Wunsch erfüllte sich und mir meine Frau und schenkte mir zu Weihnachten eine Island-Reise. Sie kannte das Land und die Insel ja schon, jetzt durfte ich sie erfahren. Und es wurde eine Reise wie durch zig verschiedene Länder.

Es zieht viele Menschen nach Island, aus den unterschiedlichsten Gründen. Und das obwohl die Insel für ihr robustes und eher feucht-frostiges Wetter bekannt ist. Oder gerade deshalb. Jedenfalls wird der lapidar-arrogante Ausspruch “Mallorca des Nordens” dem nicht gerecht, zumindest wenn der Reisende die asphaltierte Ringstraße denn auch mal verlässt und sich an die vielen so unterschiedlichen und so unglaublich schönen Orte und in diese immer wieder überraschenden Landschaften begibt. Hinter jeder Biegung warten neue Eindrücke und wir haben sicherlich nur einen kleinen Teil dieser einzigartigen Insel gesehen.

Allerdings dürften wir mehr gesehen haben, als so mancher vor uns, denn entgegen der Erwartung konnten wir alles bei bestem Wetter, ohne Nebel, Regen und Frost entdecken und genießen. Selbst für Michael von 4×4-Experience, den Organisator und Tourguide war es das erste Mal, so vieles sehen zu dürfen, was bei früheren Touren im Dunst verborgen blieb. Sicherlich hat das isländische Hochland im Nebel durchaus seinen Reiz, macht es doch viel dieser geheimnisvollen, mystischen Atmosphäre aus, dennoch war ich persönlich froh, Island hell und strahlend erleben zu dürfen.

So stellt man sich Island eher vor, kalt.

So stellt man sich Island eher vor, kalt.

Wie wir Island erleben wollten

Im Grunde sind wir, Nik und ich, ja eher Selbermacher, auch bei Reisen. Allerdings haben wir bereits in der Vergangenheit die Annehmlichkeiten einer organisierten Tour kennengelernt. Beide Arten zu Reisen haben halt etwas für sich. Dafür, dass Nik sich für eine geführte Reise entschieden hat, gibt es gute Gründe. Zum einen war es ja ein Weihnachtsgeschenk. Was für ein Geschenk wäre es, wenn wir uns dann um alles hätten selber kümmern müssen? Zum anderen haben wir letztes Jahr sehr viel gearbeitet, es blieb keine Zeit eine Reise in der Qualität auf die Beine zu stellen. Gerade nicht für Island. Zeit ist ein begrenzender Faktor, braucht doch alleine schon An- und Abreise eine gute Woche.

Durch die Wahl einer geführter Tour konnte Nik sicherstellen, dass wir die 14-Tage auf der Insel voll auskosten können. Voll auskosten heißt, tolle Dinge sehen, die wir nicht erst suchen müssen und uns auf uns, das Fahren und die Landschaft konzentrieren zu können und um sonst nichts. Keine Reisemodalitäten, keine Buchungsgeschichten, kein vergebliches Suchen und vergebliches rumkurven. Reiseverantsalter und Leiter Michael Ortner hat über die Jahre gute Verbindungen zu einigen Isländern aufgebaut, die dann auch Dinge möglichen machen, die sonst nicht machbar wären. Beispielsweise Landschaften zu durchfahren, die ansonsten Tabu wären, da sie im Privatbesitz sind. Er hat auch viele Interessante Punkte über die Jahre gesammelt, die nicht so bekannt sind, beispielsweise eine unterirdische Höhle, in der man in warmen Wasser schwimmen kann.

Natürlicher Hot-Pod, die Zeitung Islands.

Natürlicher Hot-Pod, die Zeitung Islands.

Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Faktor ist seine Erfahrung mit dem Land, den Pisten und den Furten. Zu Anfang hat er sich auf Island entsprechend ausbilden lassen. So konnten wir, ohne echte Islanderfahrung, auch noch einiges lernen, beispielsweise beim Furten. Eine wertvolle Erfahrung, wie wir auf der Rückreise am Hafen erkennen konnten, Dort stand eine Mercedes X-Klasse mit Motorschaden, bei der es beim Furten nicht so gut gelaufen ist. Michael als Guide zu haben, hat viel Stress raus genommen und genau das wollten wir und so konnten wir die Bedingungen erst in Ruhe kennenlernen. So fühlen wir uns für weitere Besuche auf Island gut gewappnet.

Am Ende hatten wir es mit der Reisegruppe, trotz der Anzahl von 12 Fahrzeugen, echt gut getroffen. Das ist ja kein unerheblicher Punkt, der den Reiseeindruck und den Spaß erheblich beeinflussen kann. Da aber einige Stammkunden von Michael dabei waren und auch die die Erstreisenden alle gut in die Gruppe passten, war es eher eine Bereicherung. Das ist vielleicht auch mal eine lohnenswerte Betrachtungsweise. Jeder, der bei so einer Gruppe mitfährt ist potentiell jemand, der die Gruppe bereichert, mit seinem Wissen und seiner Erfahrung und seiner Persönlichkeit. Wenn man sich darauf einlässt.

Das Land

Wir haben uns nicht lange an der Küste aufgehalten, sondern es ging nach dem Einkauf von Proviant direkt ins Hochland vom Vatnajökull-Gletscher. Zunächst besuchten wir allerdings die Ranger-Station um uns für die empfindliche Natur Islands sensibilisieren zu lassen und neue Informationen zu erhalten. Und dann ging los, was uns die nächsten Tage begleiten sollte. Eine unendliche Pracht an Farben und wechselnden Landschaften. Hellgrüne Moose, grüne Wiesen umgeben von tiefschwarzem Sand und Split.

Island wartet mit stetig wechselnden Farbspielen auf.

Island wartet mit stetig wechselnden Farbspielen auf.

Schwarze Vulkanhinterlassenschaften und viel, viel Wasser prägen Island...

Schwarze Vulkanhinterlassenschaften und viel, viel Wasser prägen Island…

...ebenso endlose Split-Wüsten...

…ebenso endlose Split-Wüsten…

...und schwarze Strände.

…und schwarze Strände.

Schroffe Lava, freiliegend oder weiß mit Schnee bedeckt. In der Ferne bläuliche Gletscherfelder, die dann mal weiß, mal rötlich wurden. Unendliche Landschaften ohne ein Haus, Baum oder sonst etwas, was man einer Zivilisation zuschreiben könnte. Gleichzeitig wirken die weiten Splitfelder wie jeden Tag frisch geharkt, damit ja kein Krümmelchen heraussteht und den Anblick stört.

Aber auch sanfte Formen...

Aber auch sanfte Formen…

Auf den Pisten tat sich unter dem schwarzen Sand immer wieder braune Erde auf. Dann plötzlich, eine “Ecke” weiter lag alles in diesen brauntönen. Der Boden, die Steine, die Berge. Wieder ein paar Kilometer weiter fuhr man durch eine sanft-grüne Hügellandschaft. Damit das noch nicht genug ist, vermischten sich diese Landschaften auch untereinander im munteren Wechsel. Für das Auge wurde es nie langweilig.

Unsere Highlights

Davon hatte Island reichlich zu bieten. Ich beschränke mich natürlich jetzt auf einige wenige. Da wäre der “weiße” Kratersee, klein, warm und direkt neben einem großen, spiegelglatten und kalten Kratersee gelegen. In diesem See aus “Milch” lässt es sich angenehm schwimmen, wenn man den steilen Abhang unverletzt runterkommt und auch Lust hat, ihn wieder herauf zu steigen. So oder so, es lohnt sich.

Kalt und warm, spiegelglatt und matt.

Kalt und warm, spiegelglatt und matt.

Fagradalsfjall

Das ist der vergleichsweise wenig sperrige Name eines derzeit aktiven Vulkans in Islands Südwesten. Erst zwei Monate vor unserem Besuch hat er einen Ausbruch gehabt und die Lava ist aus dem Kraterrand ausgebrochen und hat ein kleines Lavafeld angelegt. Dabei hat der Lavastrom gleich einen ganzen See begraben und ein paar Wege verschwinden lassen. An dieses Feld und den Krater kommt man gut ran, da alles in direkter Nähe zur Straße 427 liegt. Dort sind auch Ranger, die einen einweisen und Tipps geben.

Direkt an diesem erstarrten aber keineswegs kalten Lavafeld vorbei, wanderten wir auf den benachbarten Langihryggur. In dem Lavafeld sind noch Temperaturen von rund 1.200° Celsius und die scheinbar harte Oberfläche ist noch hochgradig fragil. Es empfiehlt sich nicht, diese zu betreten. Von diesem Lavafeld beginnt ein recht mühseliger Aufstieg zu einem Sendemast. Von dort konnten wir den ca. 1,5 km Luftlinie entfernten Krater sehen. Während unseres Aufenthalts rauchte er jedoch nur. Am Tag vorher und in der gleichen Nacht, kam es zu kleineren Eruptionen. Glück für die, die es auf dem kalten, windigen Berg ausgehalten haben.

Krater mit Lavaausbrüchen.

Krater mit Lavaausbrüchen.

Am jüngsten Lavafeld des Fagradalfjalls.

Am jüngsten Lavafeld des Fagradalfjalls.

Während wir über den Bergkamm des Langihryggur wanderten, wehte unablässig ein heftiger Wind landauswärts und über den Kamm. Es war kein Problem sich schräg in den Wind zu legen und sich von ihm tragen zu lassen. Aber die kalten Ohren und laufenden Nasen haben sich gelohnt. Glück für die, die am Vortag und in der folgenden Nacht dort oben ausharrten. Zu diesen Zeitpunkten spuckte der Fagradalsfjall vereinzelt Lava.

Nik gegenüber des Fagradalsfjall.

Nik gegenüber des Fagradalsfjall.

Im Hintergrund dampfend, der Krater des Fagradalsfjall.

Im Hintergrund dampfend, der Krater des Fagradalsfjall.

Touristische Highlights

Natürlich sind die beiden bekannten Wasserfälle Islands, Dettifoss und Gullfoss Pflicht. Sie sind sehr beeindruckend und daher gibt es keinen Grund ihnen fern zu bleiben, nur weil sie auch das Ziel üblicher Touristenströme sind. Den Dettifos besuchten wir sogar zweimal. Einmal von der touristisch sehr stark erschlossenen Seite und einmal von der anderen. Dort konnten wir auch bis ans tosende Wasser heran.

Wasserfall Dettifoss von der Touristenseite.

Wasserfall Dettifoss von der Touristenseite.

Nik auf Motivsuche am Dettifoss.

Nik auf Motivsuche am Dettifoss.

Der Dettifoss etwas "näher" betrachtet.

Der Dettifoss etwas “näher” betrachtet.

Den Gullfoss haben wir direkt über den etwas mühseligeren Fußweg von der südöstlichen Seite besucht. Er beeindruckt gleich mit mehreren Kaskaden und einer hohen und schmalen Schlucht.

Die erste Kaskade des Gullfoss vom Südosten aus gesehen.

Die erste Kaskade des Gullfoss vom Südosten aus gesehen.

Regenbogen am Gullfoss.

Regenbogen am Gullfoss.

Offroad auf Island

Offroad ist der falsche Begriff und auch den Isländern gegenüber sollte er nicht verwendet werden. Denn er besagt genau das, Fahren neben der Straße bzw. Piste und darauf reagieren die Einheimischen äußerst allergisch. Zurecht.

Um das kurz zu erläutern. Auf Island sind die Böden alle sehr lose. Schon die kleinste Spur führt beim Tauwetter und Regen zu ausgeprägten Wasserrinnen, die Material mitnehmen. So entstehen innerhalb kürzester Zeit Erosionsrinnen, die von Jahr zu Jahr größer werden. Diese Rinnen, die übrigens auch vom Reiten mit Islandponys entstehen, sieht man überall. Ranger versuchen dagegen zu halten, in dem sie rausfahren und Spuren in der Landschaft wegharken, damit es keine Nachahmer gibt, die den bestehenden aber falschen Spuren folgen. Ein weiterer Grund für das strikte Verbot neben den Strecken zu fahren ist die sehr kurze Wachstumsperiode auf Island. Mit einer unachtsamen Wende oder Ausweichmanöver können so Jahrzehnte und Jahrhunderte an Wachstum innerhalb von Sekunden zerstört werden.

Besser ist es von 4×4-Fahrzeugen anstatt von Offroadern zu sprechen. Und so ist es dann auch, auf Island wird nur auf den vorgesehenen Straßen und Pisten gefahren. Letztere haben es aber in sich. Sie finden sich im Hochland und bestehen aus geschobenen Schotter und Lavasplit. Durch die starken Erosionen, bedingt durch den vielen Regen, wird aber loses Material immer wieder weggewaschen und die schroffen Lavasteine stehen heraus. Das sorgt für ständiges gerüttelschüttel im Fahrzeug und erlaubt teilweise nur geringe Geschwindigkeiten.

Die Pisten

Ich hörte einmal den Satz, das man auf Island alle Untergründe dieser Welt befahren kann. Nur Wüstensand wird durch Wasser ersetzt. Ja, das kann ich mir nun durchaus vorstellen. Was wir nicht hatten war Schlamm, das mag aber dem Wetter geschuldet sein, dass uns zwei Wochen freundlich gesinnt war. Was ansonsten den befahrbaren Untergrund angeht, waren es für die Fahrzeug die fordernsten die ich jemals gefahren bin.

Da wären zuallererst die vielen Kilometer Wellblechpiste. Mal durchgehend, mal im Wechsel mit anderen unangenehmen Bodenbelägen. Ich konnte drei “Arten” ausfindig machen, die ich mal “60”, “70” und “90” nennen möchte. Warum? Weil das die Geschwindigkeiten waren, ab denen sich diese drei Typen halbwegs akzeptabel befahren ließen. Je näher die Wellentäler beieinander lagen, je langsamer ging es, aber mindestens 60 km/h musste schon gefahren werden. Alles zwischen 10 und 60 km/h verursachte nur ein brachiales Geschepper und Geklapper und ist nicht fahrbar. Ein unerträgliches Durchrütteln für Mensch und Maschine. Die Achsen trampeln und man hat das Gefühl vom Armaturenbrett bis zum Fahrwerk fliegt in wenigen Minuten alles auseinander. Ein Test für die gesamte Ausrüstung und das Fahrzeug. Alle unsere Plastikflaschen waren nach einem Tag Piste matt geschrubbelt. Als mir eine auf dem Boden stehende, geschlossene Getränkedose umgekippt ist und dann von einem spitzen Stein leckgeschlagen wurde, wurde mir klar, wie dünn das Blech ist. Danach habe ich alle anderen Dosen so verteilt, dass sie auf den Pisten bloß an nichts anderem anstoßen oder scheuern. Diese Sauerei wollte ich nicht im Fahrzeug haben.

Wir hatten glücklicherweise, wie vier weitere Teilnehmerfahrzeuge, ein von re-suspension abgestimmtes radflo-Fahrwerk, das bis gut 120 Grad Celsius standfest ist. Teilweise waren auf den Pisten die Dämpfer so warm, dass man sie nicht anfassen konnte, was für Temperaturen von ca. 50-60 Grad Celsius spricht. Die Reserve war also da und schnelle Geschwindigkeiten, bei denen die Dämpfer so richtig ans arbeiten kommen, waren kein Problem.

Andere Pisten sind nicht so monoton wie die Wellblechpisten, aber nicht weniger heftig. Festgefahrener Boden, durchstoßen von unzähligen Lavasteinen, große und kleine. Ständig mussten wir auf größer Brocken oder tiefe Querrinnen achten.

Betonharte Piste mit Löchern.

Betonharte Piste mit Löchern.


Wetterbedingt kam noch ein weiterer Effekt hinzu: Staub. Jedes Fahrzeug auf den Pisten erzeugte Unmengen an Staub. Besonders übel war das an windstillen Orten oder wenn wir mit oder gegen den Wind fuhren. Dann verschwand der Staub gar nicht mehr. Um dann nicht im Blindflug unterwegs zu sein, mussten wir die Fahrzeugabstände auf teilweise 400 bis 500 Meter vergrößern. Staub war auf den Pisten jeden Tag unser stetiger Begleiter.

Staub und Rüttelpisten.

Staub und Rüttelpisten.

Furten

Furten ist auf Island eine normal Sache. Viele kleine, nicht nennenswerte Furten aber auch einige große, die nicht ohne Begutachtung angegangen werden sollten. Generell waren während unserer Anwesenheit die Wasserstände vergleichsweise niedrig, aber dennoch hier und da nicht zu unterschätzen. Zusammen mit starken Strömungen, kann schnell ein Problem entstehen. Drei mal standen wir vor solchen Furten, die Michael entweder kannte und den besten Weg probierte oder wo er doch lieber die Wathose anzog und die Furt vorher abging.

Nicht zu unrecht, wie sich zeigte. Hatten wir doch ein Fahrzeug, dass leicht von der Spur abwich, was im Grunde gar nicht zu vermeiden ist und auf einem Stein im Wasser strandete. Es musste rückwärts wieder herausgezogen werden. An anderer Stelle hatte sich an der Ausfahrt schon ein Graben unter Wasser gebildet, wahrscheinlich durch andere Fahrzeuge, die sich dort aus dem Wasser geschoben haben, der ohne vorherige Begutachtung durchaus für ängstliche Momente gesorgt hätte. Dort kam die Watfähigkeit unserer Geländewagen voll zum Tragen.

Better safe than sorry.

Better safe than sorry.

Wenn ein Fahrzeug nicht genug Bodenfreiheit und auch keinen Schutz hat, kann das durchaus so enden, wie es unten auf dem Bild zu sehen ist. Diesen immer noch munter tropfenden VW fand ich am Camp Landmannalaugar. Die dort tätigen Menschen habe ich darauf aufmerksam gemacht, aber, erstaunlicherweise, hielt sich die Motivation sich darum zu kümmern stark in Grenzen. In so einem Auto sei ja nicht so viel Öl, dass es ein ernsthaftes Problem sei, sagte mir die Person, die ich darauf aufmerksam machte. Vorher hat er uns als Kunden in seinem Shop auf strikte Entsorgung der Getränkedosen in den Mülltonnen und auf saubere Mülltrennung eingeschworen. Zumindest als wir gut eine Stunde später dort wieder entlang kamen, stand ein Eimer drunter.

Folgen von zu wenig Bodenfreiheit.

Folgen von zu wenig Bodenfreiheit.

Müll

Fehlanzeige (bis auf das eben erwähnte Ereignis). Das habe ich noch auf keiner Reise erlebt. Islands Landschaft ist müllfrei gewesen. Keine umherwehenden Platiktüten, keine zertretenen Bierdosen in der Landschaft, kein wild abgekippter Unrat. Das hat mich beeindruckt. Anscheinend halten die Isländer ihr Land sauber und die Touristen ebenfalls. Irgendwie scheint jeder der dort hinkommt in irgendeiner Form diese unglaubliche Natur zu respektieren und erhalten zu wollen. Ich hoffe, dass dies so bleibt und alles andere seltene Ausnahmen sind.

Schäden

Wie der Titel sagt, Island ist fordernd. Die Pisten habe ich schon beschrieben. Es bleiben also nur drei Möglichkeiten zu reisen: a) ihr bleibt auf Asphalt, b) ihr habt sehr viel mehr Zeit und es macht euch nichts aus, mit rund 10 km/h unterwegs zu sein. Stundenlang. Oder c) ihr fahrt zügig, d.h. dann auch mal 90 km/h auf einer Wellblechpiste.

Für uns kam nur Option “c” in Frage. Wir hatten nur volle 14 Tage auf Island und wollten etwas sehen. Also mussten wir etwas zügiger unterwegs sein. Und nein, d.h. nicht, dass wir von all der Schönheit und der atemberaubenden Landschaft um uns herum nichts mitbekamen. Dieser Effekt wird ja dann häufig unterstellt. Macht einfach mal selbst die Probe, ob es Euch wirklich besser geht, wenn ihr anstatt 1,5 Stunden auf einer Piste 3,4 oder 5 Stunden auf ihr unterwegs seid. Irgendwann hat man die Landschaft einfach gesehen, genossen und dann geht es eben weiter. Zumindest uns bringt es nichts, noch einmal 40 Minuten länger auf eine Felsformation zu sehen, die uns bereits hin- und weggerissen hat. Aber, jeder wie er mag.

Jedenfalls ging es bei uns recht schnell über die Pisten. Das forderte allerdings bei einigen Fahrzeugen Tribute. Zum Glück konnten alle an Ort und Stelle behoben werden.

Das erste Opfer wurde ein Toyota Land Cruiser J12, dessen komplettes rechtes Hinterrad abgerissen ist. Mutmaßlich haben sich die Radmuttern losgerüttelt (diese chromfarbenen) und dann fing das Rad an gegen die Radbolzen zu schlagen, bis sie abscherten. Da dies recht weit ab vom Schuss geschah, hätte dies normalerweise den Ausbau der ganzen Achse bedeutet, um sie dann zu einer Toyota-Werkstatt zu bringen. Beim Land Rover Defender ist das etwas leichter zu lösen, da kann der Radträger von der Achse abgeschraubt werden, allerdings sind die Defender nicht für Probleme bei Radbolzen bekannt. Das große Glück war, dass der Tourorganisator Michael dieses Problem selbst einmal hatte und ein ganzer Satz Radbolzen in der Grabbelkiste dabei war. Hier machte sich jetzt ein 08/15-Scherenwagenheber bezahlt, den ihr auch in solchen Fällen unter die Achse bekommt (im Gegensatz zu Stempelwagenhebern). Nach zwei Stunden war das Problem gelöst und es konnte weitergehen.

Da war das Rad weg.

Da war das Rad weg.


Das zweite Problem trat bei Michaels Toyota J80 auf. Die hintere, rechte Bremsleitung war durchgescheuert, da sich der Gummischutz der Leitung an einer Halterung verflüchtigt hat. Auch hier konnte Michael dank seines umfangreichen Teilesortiments direkt und im eiskalten Wind Abhilfe schaffen. Seit vielen Jahren begleiteten ihn zwei flexible Cunifer-Bremsleitungen. So konnte er das defekte Stück ersetzen. Danach wurde kurz die Bremse entlüftet und weiter ging es.

Durchgescheuerte Bremsleitung am Toyota Land Cruiser.

Durchgescheuerte Bremsleitung am Toyota Land Cruiser.


Aber auch bei den Land Rovern bzw. bei Umbauteilen traten Probleme auf. So riss erst bei einem X-Vision-X-Hubdach die rechte vordere Schraube aus, die linke rüttelte sich dann heraus. Als ich mit das ansah wunderte mich das nicht, war doch das Gewinde in dem die Schraube steckte in das dünne Original-Blech des Defenders geschnitten. Da standen vielleicht gerade einmal zwei Gewindegänge zur Verfügung, wenn überhaupt. Kein Vergleich zu der massiven Bauweise der ebenfalls über die gleichen Pisten gejagten Ex-Tec- und Landycamper-Hubdächer und unseres eigenen, von einem Bekannten gefertigten Hubdachs, die keine Schwächen zeigten.

Ein Defender erlitt einen Reifenschaden, wobei es den Pneu völlig zerfetzte. In einer Stadt wurde ein neuer besorgt um den Fehlbestand wieder aufzufüllen.

Reifenkiller Lavapiste.

Reifenkiller Lavapiste.

Am Ende der Tour hat es dann auch den Ford Ranger erwischt, allerdings auf einer sanften Piste und keiner allzu hohen Geschwindigkeit. Zuerst grub sich die, wie ein Schwalbenschwanz ausgearbeitete Vorderspitze des hinteren Differentualschutzes in den weichen Boden, verbog diesen erst um ihn dann inkl. der U-Halter um 90 Grad nach unten zu verdrehen und wie ein Pflug zu arbeiten. Er wurde ersatzlos entfernt. Danach löste sich ein wirklich großer Stein unter dem Fahrzeug und hinterlies vom vorderen Unterfahrschutz, über den Zusatztank bis zur hinteren Stoßdämpferaufnahme seine Spuren. Ohne den Unterfahrschutz hätte es sicherlich böse Schäden gegeben. Zudem ist irgendwann beim Furten auf der Tour der linke vordere Achsschenkelschutz so verbogen worden, dass er an der Schweißnaht gerissen ist.


Island, wir möchten gerne wiederkommen

Alles in allem eine sehr faszinierende Reise mit vielen Eindrücken. Diese kann ich hier über die paar Handy-Fotos gar nicht wiedergeben. Gerne würden wir wieder mit dem eigenen Wagen dorthin, denn wenn man durch das Hochland fahren kann, bekommt man doch sehr viel mehr zu sehen, als nur von der Ringstraße aus. Und je nach Witterung gibt es auch kleine und große Herausforderungen zu meistern. Ich bin jedenfalls beeindruckt vom “Mallorca des Nordens”, ohne Ballerjökullman.

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