Defender 90 Td5 – Austausch des Kupplungsgeber-Zylinders

Kupplungsgeberzylinder Land Rover Defender Td5
Kupplungsgeberzylinder Land Rover Defender Td5

Nach gut 15 Jahren ist es wieder so weit, der Kupplungsgeberzylinder muss getauscht werden. Das ist ein wenig Fummelei, aber hält man sich an das Reparaturhandbuch, ist es machbar.

Das Kupplungspedal ist üblicherweise ganz links. Damit sitzt der Geberzylinder ebenfalls ganz links und deshalb kommt man sehr schlecht daran. Beim ersten Wechsel des Gebers, das dürfte 2010 gewesen sein, habe ich den tatsächlich getauscht, ohne den ganzen Pedalbock auszubauen. Was für eine elende Fummelei das war. Das wollte ich nicht noch einmal so machen und deshalb habe ich mir das Werkstatthandbuch angesehen. Und, siehe da! Hält man sich daran, geht es deutlich leichter von der Hand.

Ausbau

Für den Ausbau ist es am besten den ganzen Pedalbock raus zu holen. Der sitzt aber beengt zwischen Kotflügel und Bremspedalbock. Oberhalb des Kupplungspedalbocks laufen zudem die Bremsleitungen entlang. Es bleibt schon eine Fummelei, aber man bekommt es raus.

Jeder Bock ist mit sechs Schrauben befestigt. Die löst ihr vom Fußraum aus. Wenn ihr schon einmal da unten rumkraucht, nehmt auch gleich das Pedalgummi runter, sonst passt es nicht durch die Öffnung der Spritzwand. Zieht auch die Stecker vom Kupplungssensor und vom Bremsflüssigkeitsbehälter ab und schraubt die Kupplungsleitung vom Geberzylinder ab. jetzt müsst ihr den Bremspedalbock so weit zur Seite schieben wie es geht. Mit ein wenig Fummelei und einer Drehung gegen den Uhrzeigersinn solltet ihr den ganzen Bock dann raus heben können.

Freier Platz neben dem Bremspedalbock. Da ist normalerweise der Kupplungspedalbock.

Freier Platz neben dem Bremspedalbock. Da ist normalerweise der Kupplungspedalbock.

Zylinder aus dem Bock entfernen

Was sich zunächst wie Tierquälerei liest, tut aber gar niemanden weh. Der Geber ist mit zwei Schrauben gehalten, die schnell gelöst sind und der Stößel ist auch schnell aus dem Pedal entfernt. Beim Einbau verzichte ich überall auf die üblichen Dichtungen sondern ich nutze Dichtmasse (Petec Matic, schwarz), die ich dünn auftrage. Das betrifft die Abdichtung Pedalbock zur Spritzwand, Geberzylinder zu Pedalbock und den Deckel vom Pedalbock.

Ausgebauter Kupplungspedalbock mit Kupplungsgeberzylinder.

Ausgebauter Kupplungspedalbock mit Kupplungsgeberzylinder.

Einstellen

Wahrscheinlich denken viele, das Einstellen erfolgt nach dem Wiedereinbau. Gemäß Handbuch ist das auch so. Ich handhabe das allerdings anders. Schauen wir uns dazu die Funktion des Geberzylinders an.

Der Geberzylinder besteht aus dem Zylinderraum, in dem ein Kolben die Bremsflüssigkeit verdrängt und so den Druck auf den Nehmerzylinder gibt. Am Ende des Zylinders, gegenüber dem Kolben ist eine kleine Bohrung, die den Zylinder mit dem Reservoir verbindet.

Mit dem Pedal bewegt ihr einen Stößel der seinerseits den Kolben in den Zylinder drückt und dort anfängt die Flüssigkeit zu verdrängen. Der Kolben ist über eine federbelastete Stange mit einem Ventil verbunden. Sobald ihr das Pedal tretet, drückt der Kolben gegen die Feder und das Ventil verschließt die Öffnung zum Reservoir. Klar, sonst würdet ihr ja die Bremsflüssigkeit einfach nur in das Reservoir pumpen. Nun hat die Flüssigkeit keinen anderen Weg mehr aus dem Zylinder raus als über die Hydraulikleitung zum Nehmerzylinder. Löst ihr das Kupplungspedal, kommt die Flüssigkeit den gleichen Weg zurück, unterstützt durch die Federkraft der Kupplung. In Ruhestellung ist dann die Verbindung zur Reservoir auch wieder offen. So kann wenn nötig Flüssigkeit nachlaufen, aber was viel wichtiger ist, die Kupplung ist dadurch vollkommen druckfrei. Es besteht nicht die Gefahr, dass sie durch verbliebenen Druck leicht geöffnet bleibt.

Das macht das Einstellen sehr leicht. Das geht so: Das Pedal muss in Ruhestellung stehen. Nun stellt ihr mit den Muttern den Stößel so ein, dass dieser ca. 1 mm Spiel am Kolben hat. Der Stößel muss sich also minimal bewegen können, er sollte nicht ständig auf den Kolben drücken. Dieses Spiel merkt ihr schon am Stößel, wenn der Zylinder noch ausgebaut ist und ihr den Stößel bewegt. Zieht die Muttern so an, dass es kein Spiel am Pedal gibt, aber wenn das Pedal leicht gedrückt wird, darf der Stößel erst nach ca. 1 mm den Kolben berühren. Es gibt Pedalböcke, die oben am Ruheanschlag eine Einstellschraube haben. Dieses Spiel könnt ihr dann damit einstellen. Mein Pedalbock hat nur eine Einstellschraube zur Begrenzung wenn das Pedal getreten wurde. In dem Fall kann der Sprengring, der den Stößel im Zylinder hält, als Begrenzung für die Ruheposition dienen. Damit habt ihr auch automatisch das nötige Spiel, da das Pedal den Stößel maximal herauszieht.

Jetzt pustet ihr in das Reservoir. Die Luft sollte aus dem Leitungsanschluss strömen. Wenn ihr jetzt das Pedal drückt und das 1 mm Spiel überwunden habt, sollte der Luftstrom sofort unterbrochen sein. D.h. das Ventil hat korrekt geschlossen. Am Pedal macht das ca. 6 bis 10 mm Spiel aus. Das ist gut und soll so sein. Jeder weitere Millimeter weg drückt nun schon Flüssigkeit auf den Geber. lasst ihr das Pedal los, sollte wieder Eure Puste aus der Öffnung kommen. Fertig.

Es kann übrigens sein, dass ihr in den Bolzen und Gelenken des Pedalbocks alleine schon eine Menge Spiel habt. Also nicht wundern.

Einbau

Nun, was soll man dazu sagen? Einfach in umgekehrter Reihenfolge wieder einbauen.

Befüllen und Entlüften

Jetzt wird es noch einmal (fast) spannend. Ich persönlich habe mich vom Zweimann-Pumpspiel verabschiedet und mir ein professionelles Entlüftungsgerät zugelegt. Ja, kann man alles selber bauen, aber ich habe wahrlich genug zu tun, da bestelle ich das auch einfach gerne. Ich habe mir das Set von Hazet gegönnt: Bremsenentlüftungsgerät. Für das Set benötigt ihr Druckluft. Dabei sind Flaschen, mit denen ihr automatisch das Reservoir befüllt halten könnt, rein über die Schwerkraft. Dann müsst ihr nicht ständig hin und her eilen, sondern ihr könnt ganz entspannt solange entlüften, bis keine Luft mehr im System ist, Die Flaschen lassen die Bremsflüssigkeit automatisch nachlaufen.

Beim Land Rover Defender Td5 wird die Kupplung am Nehmerzylinder entlüftet. Oberhalb der Hydraulikleitung ist ein zweiter Nippel. Ihr legt einen 10er Ringschlüssel (hält besser als ein Maulschlüssel) über den Nippel und schiebt das das Mundstück des Entlüftungsgeräts drüber. Mit dem 10er nun leicht den Entlüftungsnippel öffnen und mit dem Gerät die Flüssigkeit so lange absaugen, bis keine Luft mehr dabei ist. Nippel zudrehen, fertig. Die Kupplung funktioniert sofort.

Hier findet ihr ein Video dazu:

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