Sahara-Extrem Tunesien, 2017
Letzten Samstag sind Nik und ich aus Tunesien von der 4×4-Experience Tour “Sahara Extrem” zurück gekommen. Extrem, da auf touristische Ziele verzichtet wird und gute 10 Tage nur Dünen gefahren werden, also Anreise-Dünen-Abreise. Aufgrund eines Fahrzeugschadens haben wir es zwar nicht so weit südlich wie geplant geschafft, aber die 10 Tage in der Sahara Dünenfahren haben wir hinbekommen. Aber, von Anfang an….
Wir beiden sind am Donnerstags losgefahren, um die Anreise entspannter zu gestalten. Übernachtet haben wir in Freiburg auf einem offenen Campingplatz, um Freitags dann zum Treffpunkt südl. von Mailand zu fahren. Insgesamt 6 Fahrzeuge trafen sich dort. Samstags ging es dann nach Genua auf die “Tanit”, die neuere und schnellere der beiden CTN-Fähren. Sie schafft gut 45 km/h, benötigte aber dennoch gut 23 Stunden. Der Seegang war so rauh, dass sich der Kapitän entschieden hat an der Südspitze Sardiniens einen Schwenk nach Westen zu machen, um die Wellen bis Tunis aus einer günstigeren Richtung zu durchfahren. Das kostete etwas Zeit. Wir durften die Brücke besuchen.
In Tunis angekommen verlief die Einreise schnell und reibungslos. Wir fuhren gleich bis etwas ausserhalb von Sfax in ein Hotel. Die Polizei wusste das wir kommen und sie stand die ganze Nacht vor dem Hotel, in dem wir die einzigen Gäste waren. Gefährlich war es nicht, aber man legt in Tunesien gerade sehr viel Wert darauf, dass Gäste sich sicher fühlen. Wir haben uns zu keiner Zeit während der Reise unwohl gefühlt und es gab viele “Daumen hoch” für uns. Die Leute waren sehr freundlich und nicht aufdringlich.
Montags ging es dann über eine Rüttelpiste nach Douz. Unterwegs gabelten wir noch einen deutschen Mitfahrer mit seinem Iveco Massif auf, der auf Djerba lebt. In Douz luden wir unseren Scout, den Mechaniker und sein Catering-Team ein. Insgesamt 7 Mann und drei Fahrzeuge. Zu diesem Zeitpunkt lief gerade der letzte Tag des Sahara-Festivals. Ein buntes Spektakel in einem Stadion in Douz, in dem Araber aus verschiedenen Ländern ihre Kultur feiern, singen, reiten, Reiterspiele abhalten, Theater spielen usw. Unser Scout schlug vor dort hin zu fahren und arrangierte, dass wir als VIP nah ans Geschehen und die Protagonisten im VIP-Berberzelt-Bereich kamen. Michael wurde dann auch gleich von einem Touareg auf sein Pferd gehoben und musste einen recht zügigen Ritt überleben.
Danach fuhren wir über Piste weiter nach Ksar Ghilane und dann in die Wüste zur ersten Übernachtung. Dienstag ging es gleich weiter, aber leider erlitt ein Td5 mitten in den Dünen einen Kupplungsschaden. Das Pedal liess sich nicht mehr treten, Schalten ging nicht. Der Mechaniker übernahm und nun begann eine lange Bergeaktion, um den Wagen aus den Dünen raus auf eine Piste zu bekommen um ihn dann nach Douz zu bewegen. Das ist wirklich nicht einfach, auch wenn die Scouts den einfachsten Weg suchten. Wer das nicht kennt, muss sich vorstellen, dass es Passagen gibt, die ohne eigen An- und Vortrieb und Schwung schwer oder nur unter Risiko zu fahren sind. Z.B. bei einer schrägen Kurve, in der der Schwung zum Anpressen des Fahrzeugs an den Boden benötigt wird, da der Wagen sonst einfach den Kurvenhang hinabrutscht. Letztendlich wurde es mit kinetischem Seil, Winde und viel Rangiererei geschafft.
Unterwegs lösten sich ein paar Teile in der Kupplung (es war das Ausrücklager) und es konnte der zweite und fünfte Gang benutzt werden. Die Restgruppe fuhr auf einen stillgelegten Campingplatz nahe einer Pipeline, wo nur ein Wächter wohnte. Wir waren uns schnell mit ihm einig und konnten alle Installationen und Gebäude dort nutzen, die noch in erstaunlich gutem Zustand waren und funktionierten.
Mittwoch konnten wir nicht weiter südlich fahren, da wir auf die Rückkehr der anderen warteten. Also schlugen wir uns den ganzen Tag in die Dünen zum Fahren. Während unseres Aufenthalts und Tage davor hat es in Douz und ein Stück südlich in die Wüste hinein viel geregnet. Seit 17 Jahren in dem Maße. Wir fanden einen mit Wasser gefüllten See, den es so diese 17 Jahre gar nicht mehr gegeben hat. Unser Catering-Team lief wie immer auf Hochtouren. 3 leckere und frische Mahlzeiten am Tag, Huhn, Lamm, Kalb, Fritten, Salat, Fisch, Kuskus, Reis, Nudeln, 3 x frisches in der Glut gebackenes Brot, jeden Tag, Obst, Desserts. Alles nur mit PET-Flaschen voller gefrorenem Wasser gekühlt. Aber es funktionierte perfekt. Um 0500 Morgens waren die Jungs wach und bereiteten das Essen für den Tag vor, schnibbelten Salat, kochten, brutzelten und backten. Kaffee, Tee, Wasser, Softdrinks Flatrate. Je nach Wetterlage wurden flugs zwei Berberzelte aufgebaut oder nicht. Nach dem Abendessen gab es Live-Musik vom Bäcker. Ein tolles, freundliches und eingespieltes Team mit einem hervorragenden Dünen-Fahrer.
Abends kamen die anderen auch schon zurück, so dass es Donnerstags weiter südlich gehen konnte. Die Reparaturgruppe hatte es sich in Douz gut gehen lassen: Hamam und ein zufälliges Aufeinandertreffen mit der tunesischen Frauen-Taek-Kwon-Do-Nationalmannschaft inkl. Trainerstab sorgten wohl für einen sehr lustigen und fröhlichen Abend.
Wieder in den Dünen brachen unterwegs zwei Blattfedern an der Hinterachse des Massif. Auch darum kümmerte sich der Mechaniker, der auch die ganze Kupplung-Reparatur in Douz liegend unter dem Td5 bewerkstelligt hat. Er klammerte das Federpaket. Dennoch verlor die Achse an Halt, so dass sie sich später schräg stellte. Mit Zurrgurten wurde sie wieder in die richtige Position gebracht. Das hielt dann bis Djerba.
Am verlorenen See angekommen sprangen wir gleich in die warme Quelle, mit einem Berge-Bier in der Hand. Am nächsten Tag fuhren wir dann zweimal raus in die hohen Dünen rund um den See. Am Ende wollten wir eine gut 60-70 Meter hohe Düne runter, aber das klappte nur für zwei von uns. Die Auffahrt auf die Kuppe war am Ende so zerwühlt, dass es nicht sinnvoll war, es weiter zu probieren. Am Ende wäre noch etwas passiert, da der Stresspegel doch schon recht hoch geschraubt war. Wir fuhren dann einen anderen Weg von der Düne ab zurück zum See.
Nach einer weiteren Übernachtung ging es dann Richtung Tembaine, welches wir Abends erreichten. Auch dort war das Wüstencafe verlassen. So wie alle anderen auch. Von Tembaine ging es dann wieder Richtung Douz, welches wir Mittwochs erreichten. Wir trennten uns aber noch nicht von den Scouts, denn der Fahrer und El-Cheffe wollten uns eine Piste von Douz Richtung Tunis zeigen, so dass wir zum Abschluss nicht schnöden Asphalt fahren müssen. Das war eine sehr gute Idee. Schnelles fahren, mal das Fahrwerk richtig beanspruchen (aber mit Vorsicht, sonst rast man über kaum auszumachende Abbruchkanten in Wadis. Das würde sehr böse enden), Staub, Piste, ein Fremdenlegions-Fort, einfach toll.
Wir kamen spät im Tunis an und der gewohnte Weg zum Parkplatz war mit Sperren verstellt. Wir benötigten einige Zeit in dem ganzen Wirrwarr von Sperren, Einbahnstraßen, roten Ampeln, die nur als Empfehlung betrachtet wurden usw. zum Parkplatz zu kommen. Aber wir schafften es, gingen zum Hotel, trafen uns noch mit einem tunesischen Freund und gingen mit ihm essen. Freitags dann die Einschiffung, Samstags wieder zurück in Genua und ab nach Hause. Die Rückfahrt-Fähre war dann wieder die Carthage. Als Leckerbissen durften wir die 8 Dieselmotoren live und in voller Lautstärke geniessen. 4 x 6 Zylinder Diesel für den Strom und 4 x V12 Zylinder Fahrmotoren. Ein junger Tunesier erklärte uns ausführlich die Steuerung und die Instrumente und führte uns durch die Werkstatt- und Maschinenräume.
Toll war es, fast jede Nacht mehrere Stunden bis zum Mondaufgang klarer gigantischer Sternenhimmel. Kalt war es auch, Nachts zum Teil Minusgrade, tagsüber um die 10, manchmal auch wärmer. Aber nur in windstillen Ecken. Überhaupt, es war immer Wind. Toll war auch die reibungslose und schnelle Berge- und Reparaturaktion, besonders für den betroffenen Teilnehmer. Das ist dem Scout-Team zu verdanken, mit dem schon einige Jahre diese gute Zusammenarbeit mit dem Veranstalter besteht.
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