Pyrenäen von West nach Ost

Unsere erste Reise mit Hund führte uns nach Nordspanien und in die Pyrenäen.
Unsere erste Reise mit Hund führte uns nach Nordspanien und in die Pyrenäen.

Ihr erinnert Euch? 2018 sind wir mit der alten Land Rover Serie zum ersten Mal langsam in die Pyrenäen getuckelt. Was war das für ein wunderschöner Urlaub! Allerdings haben wir es ja von der Ostküste nach Westen nur bis zur Mitte geschafft. Jetzt ging es vom Westen am Atlantik in die andere Richtung.

Das ist unsere erste Reise mit Hund. Guinness, unser Golden-Redaktions-Retriever. Eigentlich sollte es ja nach Marokko gehen, das wurde aber ohne Hund geplant. Jetzt ist Guinness da und wir haben noch gar keine Erfahrung mit Hunden. Wir wissen auch nicht, wie der Hund so als Reisegefährte sein wird? Wird ihm dauernd schlecht oder ist er tiefenentspannt. Wir werden es sehen. Jedenfalls wollten wir für alle Fälle auf dem Kontinent bleiben, falls es so überhaupt nicht klappt. Er ist auch noch nicht alt genug um die Titer-Bestimmung machen zu können (ab 7 Monaten), die wäre aber zwingend erforderlich, wenn wir aus Marokko wieder nach Europa einreisen wollten.

Unser Golden-Retriever "Guinness" als er ein paar Wochen alt war.

Unser Golden-Retriever „Guinness“ als er ein paar Wochen alt war.

Jetzt ist Guinness 7 Monate alt und unsere erste gemeinsame Reise geht los.

Anreise durch Frankreich – Erste Übernachtung bei Metz

Wir haben Urlaub, also lassen wir es langsam angehen, klar oder? Die Anreise ist bisher ereignislos. Wir suchen aber auch nichts besonderes, schließlich ist das nur unser Weg in die Pyrenäen. Guinness hat sich als sehr reisefreundlich erwiesen. Wenn es allerdings Neues zu entdecken gibt und er auf unbekanntem Terrain unterwegs ist, dann ist die Nase nur am Boden. Es gilt vieles zu erschnüffeln. Er ist jetzt gerade einmal sechs Monate alt. Deshalb müssen wir die Spaziergänge noch zeitlich begrenzen und arbeiten können wir mit ihm auch noch nicht. Da warten wir noch ein paar Wochen.

Auf dem Weg in die Pyrenäen, die erste Übernachtung in Frankreich.

Auf dem Weg in die Pyrenäen, die erste Übernachtung in Frankreich.

Als Campingplatz haben wir uns den La Croix du Bois Sacker rausgesucht. Auf großartige Stellplatzsuche haben wir bei der Anreise keine Lust. Rauf auf den Platz, aufbauen, kochen, fertig. Am nächsten Morgen geht es weiter. Heute werden wir ein bisschen mehr Strecke machen, für Guinness scheint das OK zu sein. Morgen wollen wir nicht zu spät in Spanien sein. Wir schaffen wir es bis kurz unterhalb von La Rochelle. Der Campingplatz heißt La Roulerie. Es ist ein großer Garten mit Obstbäumen, Hühnern und anderen Tieren hinter dem Wohnhaus. Auch hier lässt es sich gut aushalten und mit den Merguez-Würstchen in der Pfanne lassen wir es uns auch richtig gut gehen.

Zuerst ans Meer

Heute queren wir die Grenze zu Spanien. Die Pyrenäen lassen wir zunächst hinter uns, unser Ziel ist ein Campingplatz nah am Atlantik. Wir wollen in die Bardenas Reales, da ist Itxaspe ein guter Ausgangspunkt.
Als Ziel hat Nik einen sehr gut gelegenen Campingplatz gefunden und reserviert. Wie auch immer dieser Ort ausgesprochen wird, der Campingplatz liegt toll. Wir haben einen Blick auf das Meer und es ist ruhig.

Wir sind in Spanien mit Blick auf den Atlantik.

Wir sind in Spanien mit Blick auf den Atlantik.

Nach zwei Tagen Anfahrt wollen wir uns die Beine vertreten und auch Guinness scheint einem Spaziergang nicht abgeneigt zu sein. Von hier gibt es ein paar Wanderwege entlang der Steilküste. Wir machen uns auf und der Hund ist natürlich sehr aufgeregt. Sein erster Ausflug in die ihm noch völlig unbekannte Welt. Bäume und Sträucher, die er noch nie gesehen geschweige denn gerochen hat. Und die frische Meeresluft, die vom Atlantik her hereinweht. Alles neu und aufregend! Die Nase weiß gar nicht mehr, wo sie Guinness hinziehen soll und wir haben unsere Mühe damit…aber das ist Ok.

Spaziergang mit Hund.

Spaziergang mit Hund.

Noch ist das Wetter durchwachsen.

Noch ist das Wetter durchwachsen.

Allerdings ist Guinness ja erst ein paar Monate alt, so dass wir seine Ausflüge begrenzen müssen. Wir spazieren langsam zurück zum Auto, kochen uns etwas Leckeres. Guinness schlabbert noch Wasser, greift ein bisschen Gemüse ab und fällt dann auch schon um, schläft und träumt. Seine kleinen Beinchen zappeln ein bisschen….ob er den Weg noch einmal abgeht? Das war eine ganze Menge für so eine kleine Kreatur.

Unser neuer Mitreisender erweist sich als guter Begleiter.

Unser neuer Mitreisender erweist sich als guter Begleiter.

Bardenas Reales

Die Bardenas Reales ist eine Halbwüste, bestehend aus Lehm- und Sandsteinformationen und mitten drin liegt ein Bombenabwurfplatz. Trotzdem ist diese bizarre Landschaft einen Besuch wert. Wer gerne Fahrrad fährt, sollte die Bardenas Reales damit erkunden. Wanderern und Fahrradfahrern stehen mehr Wege zur Verfügung als Autofahrern. Aber achtet auf die Temperaturen, angemessene Kleidung, Sonnenschutz und Wasser, dort gibt es keinen Schutz vor der Sonne.

Am Infozentrum der Bardenas Reales.

Am Infozentrum der Bardenas Reales.

Da haben wir es schon komfortabler, so mit Auto und Klimaanlage. Wir entern die Piste und fahren den große Rundweg. Er führt um die Kaserne und den Bombenabwurfplatz herum.

Mitten in der Halbwüste ist eine Kaserne mit Bombenabwurfplatz.

Mitten in der Halbwüste ist eine Kaserne mit Bombenabwurfplatz.

Hier und da steigen wir aus. Die Hitze knallt uns sofort entgegen, überall flimmert es. In der Ferne sehen wir Geier kreisen, die gibt es hier öfters.

Eine kurze Pause. Es ist heiß und wir alle müssen etwas trinken.

Eine kurze Pause. Es ist heiß und wir alle müssen etwas trinken.

Die Piste führt um die Kaserne herum und wir kommen bis zum Castil de Tierra. Dieses Gebilde ist der Anziehungspunkt in den Bardenas Reales. Danach drehen wir um, da wir im Norden das Gebiet verlassen und uns langsam den Pyrenäen nähern wollen.

Hotelruine

Unterwegs fällt uns bei Castillo de Castiliscar ein Gebäude auf. Schon von weiterem können wir diesen Kasten erkennen, aber nicht genau was es ist. Es weckt unser Interesse und wir nähern uns. Es gibt tatsächlich einen Weg dahin und dann stehen wir vor einer großen Ruine aus Beton. Offensichtlich und unsere Recherche bestätigt das, sollte das ein Hotel werden. Wurde es aber nicht. Jetzt gammelt der futuristische Bau vor sich in.

Das sollte ein Hotel werden.

Das sollte ein Hotel werden.

Nik ist ja diesbezüglich sehr neugierig und inspiziert eingehend das Innere. Gut sind Zimmer, Küche und Speisesaal auszumachen. Zumindest erscheint uns so der Zweck der Räume.

Für diese Gegend sehr futuristisch.

Für diese Gegend sehr futuristisch.

Die erste Nacht freistehend und schon passiert etwas

Wir finden einen sehr schöne Stellplatz neben den Resten des Dorfes La mora Alta. Eine ebene Wiese, etwas erhöht, so dass wir eine gute Aussicht haben. Uns gefällt es hier, wir sind unter uns.

Nach dem wir alles aufgebaut haben, möchte Nik, klar, alles erkunden. Sie geht um das verfallene Dorf herum und auf der anderen Seite unseres Stellplatzes stehen in einem guten Abstand vom Rand des Dorfes Bienenkästen. Nik geht in maximaler Entfernung, gut 60 Meter daran vorbei und wird dennoch von den Bienen angegriffen.

Jetzt nimmt sie ihre Beine in die Hand und kommt wild um sich schlagend auf mich und Guinness zugerannt. Ich reagiere und helfe ihr, während sie ein paar Stiche einstecken muss. Zu all dem sehe ich im Augenwinkel, wie Guinness, den ich loslassen musste, nach einer Schlange schnappt, die sich schnell verkrümelt. Was für ein Chaos. Wir laufen zügig zum Auto, es sind immer noch Bienen an Nik dran, dem Hund geht es scheinbar gut. Ich gieße Wasser über Niks Kopf und die Bienen lassen ab,verziehen sich. Nachdem sich die Situation beruhigt hat, sehe ich nach Guinness, der ist auch OK.

Mittlerweile dämmert es, es ist kühler geworden und auch Nik hat sich etwas beruhigt. Das hat sie doch schon mitgenommen, aber jetzt ist ja Ruhe. Auf den kleinen Schock machen wir eine Flasche Weit auf und genießen den Rest des Abends. Wir ahnen noch nicht was am nächsten Morgen passiert.

So mögen wir es.

So mögen wir es.

Die zweite Attacke

Als wir am nächsten Morgen Frühstückstisch sitzen passiert es. Nik bemerkt eine Biene in ihren Haaren und noch eine. Die Panik kommt wieder hoch und sie springt auf. Noch mehr Bienen kommen und nehmen Nik ins Visier. jetzt müssen wir schnell handeln! Gleich die zweite Dusche kaltes Wasser über den Kopf und ich verfrachte Nik ins Auto, alle Türen zu. Wow! Gut gegangen. Und ich? Ich habe keine Probleme oder besser gesagt, die Bienen haben kein Problem mit mir. Was war das denn? Nik bleibt jetzt im Auto und ich packe in Ruhe und vollkommen unbehelligt ein. Wir verlassen den Ort.

Zwischenzeitlich recherchiert Nik, denn wir haben nun wirklich über 100 Meter weit von den Bienenkästen gestanden. Ein ganzer Ort lag zwischen und und den Insekten. Wir fanden heraus, dass mit dem Bienenstich auch eine Markierung erfolgt. Die Bienen setzen einen Stoff ab, der gut zwei Tage anhält und der Nik als legitimes Ziel markiert hat. Kommen jetzt irgendwelche Bienen vorbei und nehmen diesen Stoff wahr, heißt es Attacke. Wir hatten wohl Abends einfach Glück gehabt, dass keine Bienen mehr unterwegs waren.

Vorsichtshalber wird Nik heute und Morgen einen Schal tragen, damit ihr das nicht noch einmal irgendwo passiert. Die Stichstellen lagen am Hals. Ich drücke sie fest, denn sie ist doch schon ein bisschen fertig.

Castillo de Sibirana

Wir erreichen die Pyrenäen und machen ein paar Höhenmeter. Auf den Kämmen stehen oft jede Menge Windräder, aufgereiht wie an einer Perlenkette. Die Pisten führen entlang der Stromspargel und werden als Wartungswege genutzt. Die Landschaft hat deutlich unter den Baumaßnahmen gelitten. Wir sehen einige in die Landschaft gerissene Narben. Es wurden einfach breite Schneisen und Pisten angelegt und das Material und die Maschinen hier hoch zu bringen. Das Gute ist, die Natur dürfte sich dort wieder erholen.

Wir steuern die Runinen des Castillo de Sibirana an. Das ist eine kleine Burg, oder besser ein Wachturm, ein Posten, gebaut auf einem schmalen Felsen. Es ist schon interessant zu sehen, was vor gut 1.000 Jahren so alles gebaut wurde. Bei der Ruine können wir bequem parken und uns umsehen. Dort steht auch noch eine kleine Kapelle, ebenfalls verfallen.

Spannend wo überall gebaut wird.

Spannend wo überall gebaut wird.


Abkühlung im Pozo Pigallo

Über staubige Pisten und eine Furt gelangen wir zur oder zum Pozo Pigallo. Schräg gegenüber ist ein Campingplatz und die kleine Anlage ist wie ein Picknickplatz aufgebaut. Weshalb die Leute und auch wir hierhin kommen, sind die beiden kleinen Seen. Der eine ist etwas tiefer und kälter, der andere flach und warm. Es gibt einen kleinen Überlauf, der beide trennt.

Ein sehr schönes Flecken Erde. Wenn man dort alleine ist.

Ein sehr schönes Flecken Erde. Wenn man dort alleine ist.

Es ist wunderschön hier. ich entscheide mich schwimmen zugehen, also fix die Badehose an und ab ins wirklich, wirklich kalte Wasserbecken, das über einen kleinen Wasserfall von einem Bach gespeist wird. Nik begnügt sich mit dem flacheren, wärmeren Teil, wo die Sonne mehr Chancen hat.

Dann geht es weiter durch die Sierra de Santo Domingo. Sie bietet tolle Aussichten und auch fahrerisch gibt es hier und da kleinere bis mittlere Herausforderungen. Genau der richtige Miy. Ab und an muss ich tatsächlich den Weg vorab zu Fuß erkunden. Wir haben nur beschränkte Bergemittel mit und wollen uns nicht in einem der tieferliegenden, verschlammten Bachbetten festsetzen. Aber alles geht gut und wir genießen die Fahrt sehr.

Eindrücke aus der Sierra de Santo Domingo.

Eindrücke aus der Sierra de Santo Domingo.

Unser Ziel ist die kleine Kirche La Magdalena (Kirchen mit diesem Namen gibt es in Spanien echt viele…). Dort soll es einen schönen Pfad hoch geben. Nun, der Pfad entpuppt sich als sechs Meter breitgeschobene Piste. Die Windräder lassen grüßen. Gut, das ist dann nicht so schön, aber die Landschaft entschädigt. Nachmittags erreichen wir die Kirche und lassen es uns gut gehen.

Die Hängematte wird rausgeholt und außer den Beinen baumelt auch die Seele. Wir bespaßen Guinness, kochen und am Abend genießen wir einen guten Tropfen Whiskey. Bis hier hin haben wir es dann schon geschafft und das Wetter spielt auch mit. Herz, was willst Du mehr?

Verdient!

Verdient!

Knuddelzeit!

Knuddelzeit!

Mirador de los Buitres und Castillo de Marcuello

„Wer rastet der rostet“ sagt der Volksmund. Deshalb geht es früh los Weiter Richtung Osten. Entlang eines smaragdgrünes Flusses nehmen wir Kurs auf eine spektakuläre Felsenlandschaft an deren Spitze der Mirador de los Buitres liegt. Das ist ein Aussichtspunkt der den Blick auf die steilen Felswände der Mallos de Riglos freigibt, die von Geiern bewohnt werden.

Auf dem Weg dorthin versuchen wir noch Pisten zu finden, die das Fahren lohnen, aber wie verzetteln uns. Wir finden zwar Pisten, auch schöne, aber alles in allem den Umweg und die Zeit nicht wert. Wir gehen wieder auf die Straße und nehmen den Felsen direkt als Ziel.

Auf dem Weg zum Mirador de los Buitres.

Auf dem Weg zum Mirador de los Buitres.

Dabei gibt es noch Sicht auf eine alte und große Burg, die es in Spanien reichlich gibt. Wir kommen dann auf die Piste, die direkt zum Mirador de los Buitres führt. Auf dem Weg liegt quasi direkt auch das Castillo de Marcuello. Das steht oberhalb einer Steinplattform die eine atemberaubende Sicht über das Land gibt. nachdem wir uns sattgesehen haben fahren ein paar Meter weiter zum Aussichtsfelsen.

Aussicht vom Castillo de Marcuello.

Aussicht vom Castillo de Marcuello.


Es kommt wie es kommen musste

Genug der Aussichten, wir wollen wieder ein bisschen Offroad-Piste unter die Räder nehmen. Kurz vor dem Mirador de los Buitres kann man an einer Gabelung rechts abbiegen und einem alten, steinigen Bachlauf folgen. Während wir so entspannt der Strecke folgen muss ich kuppeln. Ich trete meiner fahrerischen Ausbildung entsprechend zum anstehenden Gangwechsel das Kupplungspedal und…..trete ins Leere, das Pedal bleibt unten. Das darf doch jetzt nicht wahr sein, oder? Wirklich? Ich könnte…ihr wisst schon was.

Meine Schuhe sind trocken. Keine Hydraulikflüssigkeit. Das ist bei einem Land Rover Defender ein starker Hinweis darauf, dass es den Kupplungsnehmerzylinder und nicht den Geber erwischt hat. Das ist doof, denn der liegt beim Td4 in der Kupplungsglocke und nicht außen. Aha, das ist wohl der „Schritt voraus“ den Ford ja immer sein will und früher mit einem Slogan beworben hat. Während ein außen liegender Nehmerzylinder einfach getauscht werden kann, muss jetzt der ganze Antriebsstrang vom Motor abgerückt werden. Aber damit beschäftigen wir uns später. Jetzt müssen wir den Wagen und uns hier raus bringen.

Ich lege jetzt die Gänge ein, die ich brauche, während der Motor aus ist und starte ihn dann. Dann bleibe ich so lange es geht darin, stoppe den Wagen und dann das Ganze von vorne. So wurschteln wir uns zuerst aus der Bachlauf raus, dann auf die Piste und dann auf die Straße. Wir hatten vor ca. 30 km einen Campingplatz La Banera nah bei Ayerbe gesehen und dahin fahren wir nun. Zum Glück hat man dort einen Platz für uns frei.

Leider ist es Freitag-Nachmittag, es wird das Ganze Wochenende also nichts passieren. Wir führen aber schon einmal ein paar Telefonate und über den DLRC (Deutschen Land Rover Club) bekommen wir einen Kontakt zu einem DLRC-Mitglied mit besten Kontakten nach Spanien (Rainer Schuler vom Landy&Leute-Podcast). Man empfiehlt uns den Land Rover Händler in Huesca, weitere 30 km entfernt. Da werden wir uns dann am Montag melden.

Da guckt auch Guinness traurig: das Auto ist kaputt.

Da guckt auch Guinness traurig: das Auto ist kaputt.

Das Wochenende geht ereignislos vorbei und wir ruhen uns ein bisschen aus. Montag dann der Anruf bei Land Rover Tumasa. Alles klar, wir sollen vorbei kommen. Vorsorglich habe ich am Wochenende Hydraulikflüssigkeit in Ayerbe besorgt und das System aufgefüllt und entlüftet. Wir fahren die 30 km zu Tumasa und kurz danach steht die Diagnose. Nehmerzylinder kaputt und die wenn das schon mal auf ist, lassen wir die Kupplung gleich mitmachen. Termin wäre am Mittwoch und Dienstag Nachmittag sollen wir den Wagen bringen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz, nach erneutem Auffüllen der Kupplung, organisiert Nik in Huesca ein Zimmer im Hotel Pedro I de Aragón, dass Hunde akzeptiert und direkt am Stadtpark liegt.

Dienstag Nachmittag, die Kupplung ein drittes mal aufgefüllt, geben wir den Wagen ab. Just als der Tumaso-Mechaniker den Wagen in die Halle fährt kollabiert das System und ein Schwall Hydraulikflüssigkeit ergießt sich unter den Wagen. Da haben wir ja noch Glück im Unglück gehabt.

Wieder einmal in der Werkstatt.

Wieder einmal in der Werkstatt.

Ein Fahrer bringt uns zum Hotel. Tja, jetzt sind wir wie Stadttouristen unterwegs, auch mal was Neues. Wir erkunden die Stadt, gehen essen, flanieren mit dem Hund und so schlecht sind die Tage gar nicht.

Dann kommt der Anruf, Donnerstag Nachmittag können wir den Wagen abholen. Überglücklich übernehmen wir unser mobiles Heim. Guinness freut sich unbändig. Er hat „Mr. Jones“, wie der Wagen getauft wurde, wohl auch in sein Hundeherz geschlossen. Etliche Euros ärmer und gute sechs abgeschriebene Tage geht es weiter.

Abholbereit! Wie können wieder los!

Abholbereit! Wie können wieder los!

Weiter auf Pisten durch die Pyrenäen

Endlich wieder mobil, endlich wieder Staub und Hitze. Wir verschwinden gleich in die Berge. An einer Stelle erhalten wir eine schöne Aussicht auf das Castillo de Loarre. Ziel ist jedoch das kleine Kloster Ermita de la Virgen de la Peña aus dem 13. Jahrhundert. Dieses ist hoch im Fels gebaut worden. Wie wir später feststellen werden, gibt es da keine Fläche außerhalb, auf der man stehen kann. Nur ein Wohnhaus im Fels und eine kleine Kapelle.

Unterhalb der Ermita de la Virgen de la Peña.

Unterhalb der Ermita de la Virgen de la Peña.

Unterhalb finden wir einen weiteren tollen Stellplatz unter dem sich die Region erstreckt. In der Dämmerung gehen in den Orten unterhalb dir Licht an und wir betrachten den Sonnenuntergang. Vorher spazierten wir noch in der Gegend herum.

Auch hier wieder beste Ausblicke.

Auch hier wieder beste Ausblicke.

Morgens starten wir schon früh. Wir wollen hoch zu den kleinen Kloster. Zwischen einer steilen Treppe, in den Stein gehauen und einer Piste, die oberhalb des Klosters endet, entscheiden wir uns für….die Piste. Ein paar Minuten später sind wir oben. Von dort geht ein schmaler und steiniger Weg herab zu den Gebäuden. Derzeit ist es geschlossen, nur in der Saison kann es besichtigt werden. Ein paar Blicke auf das Wohnhaus und die Kapelle können wir erhaschen. Von hier oben ist der Blick noch freier, es ist schön hier.

Oberhalb des Klosters.

Oberhalb des Klosters.



Die Aussicht von oberhalb des Klosters.

Die Aussicht von oberhalb des Klosters.

Wir steuern unseren letzten Übernachtungsplatz an. Auf dem Weg dorthin machen wir in Lusera halt. Ist das nur ein verfallener und verlassener Ort oder nicht? Nicht zum ersten Mal kommen wir in scheinbar aufgegebene Orte, wo doch noch Menschen leben. Lusera sieht dabei auch noch schön aus, es scheint sich jemand zu kümmern. Selbst ein Weg mitten durch den Ort, der mit Gras bewachsen ist, wurde kürzlich gemäht.

Wir schlendern ein wenig durch die Gassen, zu beiden Seiten von sorgsam aufgeschichteten Steinmauern gesäumt und lassen das auf uns wirken. Dann geht es weiter zum Rio Guarga. Der führt derzeit wenig Wasser, aber das breite Kiesbett lässt erahnen, dass das nicht immer so ist.

Die letzte Nacht am Fluss

Hier gefällt es uns. Wir suchen und ein nettes Plätzchen und lassen Guinness raus. Jetzt geht er ab. Wie ein Wahnsinniger wetzt er los, rein in den Fluss, raus aus dem Fluss. Er ist völlig außer Rand und Band. Jo! So soll es sein. Grund genug für uns ebenfalls die Badeklamotten überzustreifen und es ihm gleich zu tun, wenn auch nicht sooooo ausgelassen.

Unsere Suite für die Nacht.

Unsere Suite für die Nacht.

Etwas Abseits hat sich das Wasser aufgestaut. Mir geht es bis zum Bauchnabel, Guinness kann hier nicht mehr stehen. Ich habe aber gerade sein Stöckchen des maximalen Interesses. Die Gelegenheit Guinness den Freischwimmer abzunehmen. ich sehe mich aber vorher noch um. Da sind ein paar alte, kahle umgestürzte Bäume, deren Äste unter Wasser schräg nach oben ragen. Ich breche die alle ab, damit sich Guinness hier nicht aufspießt.

So, jetzt reize ich ihn ein bisschen. Er will seinen Stock haben, aber das er dann keinen Boden mehr unter den Pfoten haben wird, behagt ihm überhaupt nicht. Zögerlich und unentschlossen trippelt er am Rand des Wasser hin und her, den Blick immer wieder auf das Stöckchen gerichtet. Ruhig rede ich mit ihm, zeige im an, dass ich da bin und dann macht er einen Satz auf mich zu. Alles auf eine Karte gesetzt. Und siehe da, er schwimmt.

Schnell schnappt er sich das Stöckchen. Ich bleibe immer nah bei ihm. Hektisch paddelt er ans Ufer, schüttelt sich und dann gibt es kein Halten mehr. Er stürzt sich sofort wieder ins Wasser. Der Bann ist gebrochen, die Entenjagd-Gene schlagen durch. Ab jetzt haben wir eine Wasserratte im Retriever-Fell.

Da hat gerade jemand schwimmen gelernt.

Da hat gerade jemand schwimmen gelernt.


Wir tollen so noch eine Weile umher, dann beenden ich das Spiel, sehr zum Unmut des Hundes. Aber ich will nicht, dass er sich zu sehr verausgabt, dass muss reichen. Nik hat uns vom Ufer beobachtet und meint auch, dass es reicht. Ich habe jetzt auch reichlich Hunger bekommen und werfe schon die Kohlen für den Dutch Oven an. Zusammen schnibbeln wir das Essen, kochen, machen uns eine Flasche ein auf und verbringen einen wunderbaren, letzten Abend in den Pyrenäen.

Am Abend wird es bei uns ruhiger.

Am Abend wird es bei uns ruhiger.

Canfranc Bahnstation

Wenn wir doch schon einmal hier sind, dann können wir uns auf dem Rückweg auch die Canfranc Bahnstation ansehen. Die ist zwar nicht mehr ein Lost Place, aber dennoch beeindruckend. Der ehemalige Bahnhof, der einstmals die prosperierende wirtschaftliche Verbindung von Frankreich und Spanien unterstützen sollte, was allerdings floppte, erinnert mich mehr an den Modellbahnhof Vollmer 43560 „Baden-Baden“, nur sehr lang gezogen. So etwas erwartet man nicht ein einem solch schmalen Tal mitten in den Bergen.

Protzbau, der Bahnhof Canfranc.

Protzbau, der Bahnhof Canfranc.



Das Gebäude wird gerade zum Hotel umgebaut.

Das Gebäude wird gerade zum Hotel umgebaut.


Alte Sanitätswagen aus dem Krieg.

Alte Sanitätswagen aus dem Krieg.

Derzeit wird das Gebäude in ein Hotel, für wen auch immer (Skigäste?), umgebaut. Wir schauen uns ein wenig um, essen noch etwas in einem Bistro gegenüber und treten dann endgültig die Heimreise an.

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