Schweden, 2017
Bei unserer zweiten Reise nach Schweden haben wir uns knapp 700 km weiter nördlich begeben. Und wir fanden ein anderes Schweden, als jenes Pipi-Langstrumpf-Schweden im südlichen Teil des Landes.
Ja, wir haben eine Woche wie zwei Jahre zuvor in Småland verbracht, genauer gesagt in der Provinz Kronobergs län. Wir waren wieder mit den Kindern dort und dann sind wir immer etwas sesshafter. Aber dann ging es knapp 700 km weiter nördlich. Zum Vergleich, fahren wir von München 700 km Luftlinie in den Norden, sind wir schon in Kiel. In Schweden kommen wir da gerade mal an das Ende des südlichen Teils.
Ursprünglich, wild
Unser Ziel dort war das weiterweg.de-Camp in Nornäs, Dalarnas län, 20 km von der norwegischen Grenze entfernt. Dalarnas kann durchaus als Hillibilly-Land bezeichnet werden. Es ist sehr viel freie Natur vorhanden, oft noch sehr ursprünglich. Die wenigen Menschen, 9 pro km2, leben hier mit und in der Natur und mit den wilden Tieren. Elche, Bären, Wölfe um die größeren zu nennen. Die Jahreszeiten haben das Land fest im Griff, aber die Leute sind darauf eingestellt. Sie lieben Pickups, Holzfällerhemden, hören Countrymusik und ich hatte den Eindruck, dass sie ihre Angelegenheiten selber regeln. Regeln müssen, denn irgendein Anzeichen von Polizei, habe zumindest ich dort nicht gesehen. Wenn ich einen Vergleich ziehen müsste, würde mir zuerst Kanada einfallen. Alles erinnerte mich sehr an Kanada. Wundern tut mich das nicht, liegt Nornäs doch auf den Breitengraden auf denen auch Alaska, Yukon, die Nordwest Territorien und Island liegen.
Das Camp
Obwohl in Schweden so ziemlich überall übernachtet werden kann und ein Stellplatz ohne See nur schwer zu finden ist, sind wir in das weiterweg.de-Camp von Kati und Martin gefahren. Zum einen wollten wir, der Kinder wegen, eine vernünftige Infrastruktur vorfinden und zum anderen wussten wir nicht genug über das Land, seine Möglichkeiten und Gepflogenheiten. Da begaben wir uns gerne in die Hände unserer Gastgeber, die schon drei intensive Jahre dort leben und uns viele Tipps geben konnten. Außerdem gibt es dort einen fantastischen Flammlachs.
So nutzen wir das Camp als Basis für unsere Aktivitäten. Da wir nur eine Woche dort hatten, waren diese etwas geringer an der Zahl, aber außer einem Beinebaumeltag, waren wir immer unterwegs.
Unsere Ausflüge
Wir bewegten uns zumeist auf den allgegenwärtigen Schotterpisten. Sei es, dass sie als Straße angelegt waren oder ob es eine alte Bahntrasse war, die sich wie ein Strich durch die schöne Landschaft zog. Ganze dreimal konnten wir so Elche sehen. Nunja, zweimal eher schlecht und nur kurz, aber auf Martins Strecken-Tipp hat zumindest ein sehr entspannter Elch ein Einsehen gehabt. Wir konnten ihn, ohne das er Gebühren verlangte, gute 5 Minuten ablichten (Bilder dazu in Niks Beitrag weiter unten).
Überhaupt haben die Schweden, vielleicht wegen der Mehrwertsteuer von 25 Prozent, viele gebührenfreie Angebote. Oder auch wegen des Allemansrätten (Jedermannsrecht), welches jedem die freie Nutzung der Natur gestattet. Denn auch der Fulufjället Nationalpark mit dem höchsten Wasserfall Schwedens, dem Njupeskär, als auch Brennholz an irgendwelchen Grillhütten, alles war durchweg kostenlos. Und sauber. Ich habe in der Natur, anders als in anderen Ländern, weder Plastikmüll noch leere Bierdosen gesehen. Sehr angenehm. Ich hoffe die Schweden und die Reisenden erhalten das so.
Auch das aufgegebene Sägerwerk und die alte verlassene Sennerei waren in gutem Zustand, kein Vandalismus oder Schmierereien. Die Besucher können überall rein, sie müssen nur die Türen hinter sich wieder zumachen und den Ort so intakt verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben. Selbst eine Axt, blieb da stecken, wo sie zuletzt eingeschlagen wurde.
Bevor wir die Elche sahen, besuchten wir noch den Elchpark von Detlef Herche und seiner Frau. Neben seinen jungen Elchen konnten wir auch seine über 40 Huskies und drei Rentiere bestaunen. Wegen der Rentiere wird er auch regelmässig von Samen besucht. Sie vergewissern sich, dass die Rentiere vernünftig gehalten werden, denn sie selbst kennen und halten keine Tiere in Gefangenschaft. Beide Seiten pflegen ein gutes Verhältnis und respektieren sich.
Alles geht zu Ende
Am letzten Urlaubsdonnerstag wurden die Kinder abgeholt und reisten noch nach Russland weiter. Nik und ich hatten so noch zwei Tage für uns alleine. Wir verabschiedeten uns aus dem mit sehr viel Liebe zum Detail gestalteten Camp und von Kati und Martin. Mit ein paar Tipps von Martin für die Heimreise im Gepäck verbrachten wir noch zwei schöne Abende alleine für uns in der wunderschönen, rauhen Landschaft Schwedens.
Zum Reisebericht bei Matsch&Piste.