Im Winter durch Skandinavien bei -40°C

Skandinavien 2024
Skandinavien 2024

Huh! Das war kalt! Viel kälter als gedacht, als wir mit -20° bis -25° C planten. Wir sind Kim, Niklas und ich. Zudem ein Burow Oman Reisemobil auf Ford Ranger-Basis und unser Land Rover Defender 110. Es ging nach Schweden und Norwegen und es war eine der besten Reisen, die ich gemacht habe.

Das passiert, wenn man „mal eben“, „so auf die schnelle“ etwas zusagt. Ja, wir fahren zusammen in den Urlaub. Achso, über Silvester, auch ok. Wohin? Nach Schweden, Finnland und Norwegen? Ist aber kalt und dunkel dort, oder? Ach ok, das ist kein Problem, na denn, dann bin ich dabei.

So ging es dann am 29.12.2023 los. Treffpunkt Karlstad, am Camperplatz Mariebergsviken, mitten in der Stadt. Irgendwann spät Abends, so gegen 23:00 Uhr komme ich dort an und es ist schon satt kalt. -7°C, alles ist gefroren oder zugeschneit. Naja, so ist das eben im Winter. Kim und Niklas erwarten mich schon mit einer offenen Flasche Wein im gut beheizten Burow-Reisemobil. Dann siedele ich mal um. Ich bin gespannt wie die erste Nacht bei den Temperaturen wird. Ich muss mich schließlich erst umgewöhnen. Es sollte aber kein Problem sein, die Standheizung funktioniert und der Ajungilak-Schlafsack hatte sich in der Sahara auch schon bei ähnlichen Temperaturen bestens bewährt. Also, was soll schon passieren.

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Fertig für heute! Nach 2 Tagen Anfahrt in Karlstad angekommen.

Blick über den See und Karlstad.

Frühstück im 110er Defender. Klein, aber mein.

Tag 1 – Ziel Östersund

Die Nacht war problemlos. Ich hatte nicht einmal die Heizung an. Einmal im Schlafsack eingegraben, reicht die eigene Körperwärme um mich wohlig und warm durch die Nacht zu bringen.

Guten Morgen aus Karlstad

Für den Anfang der Reise steht stumpfes Fahren auf dem Programm. Wir müssen weiter nach Norden, Silvester wollen wir auf einer Husky-Farm sein, die etwas unter dem Polarkreis liegt. Es heißt jetzt Kilometer schrubben…

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Das Ziel ist Östersund, 588 Kilometer liegen vor uns. Niklas hat schon einen Stellplatz am Indalsälven rausgesucht. Wieder mitten in der Stadt, wieder an einem See. Fein. Also los. Auf der Fahrt sinken die Temperaturen stetig. Wir nähern uns bereits den -20°C

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Zur Huskyfarm Vejejaur

Weitere 424 Kilometer Richtung Norden liegt Vejejaur. Bereits Zuhause haben sich Kim und Niklas informiert, wo wir mit Schlittenhunden fahren können. Sie haben dabei auf eine verantwortungsvolle Hundehaltung wert gelegt. Das ist leider nicht bei allen Huskyfarmen und Veranstaltern so. Es nicht wenige wo ganze Ladungen von Touristenbussen auf die Schlitten gestopft und die Hunde geradezu verschlissen werden. Ja, sie wollen laufen, aber dennoch muss alles in einem Maß geschehen, dass die Hunde nicht geschädigt werden.

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Spät Abends kommen wir an der Vejejaur-Huskyfarm an. Die Temperatur ist mittlerweile auf -25° C gefallen. Ein wenig neidisch schaue ich schon auf die kleinen Häuschen auf der Farm, die andere gemietet haben und die sicherlich schön warm sind. Aber, nicht verzagen sondern die Standheizung einschalten. Hier schlafe ich zum ersten Mal mit Standheizung. Weniger wegen mir, im Ajungilak-Schlafsack war es immer komfortabel warm, aber nun fingen das Wasser und andere Dinge im Fahrzeug einzufrieren.

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Die Standheizung musste jetzt durchlaufen. Ich habe sie auf 16° C eingestellt, was zu einer Innentemperatur von 7° bis 8° C führte. Passt. Wie immer verziehe ich mich zum Essen in meinen Wagen, einfach weil ich das mag. Es ist eng, ich muss genau planen was ich wann mache, da der Gasherd auf der Kühlbox steht und ich gegenüber sitze. Eines ist schon sehr unangenehm. Die kalte Luft stürzt von der Hubdach-Zeltplane genau senkrecht herunter. Immer in meinen Nacken. Ein paar Zentimeter weiter weg von der Kabinenwand spürt man nichts, aber direkt an der Wand ist es unangenehm. Aber damit komme ich auch klar.

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Nach dem Essen geht es wie jeden Abend rüber zu Kim und Niklas in die Burow-Kabine. Auch die beiden haben mit den winterlichen Temperaturen zu kämpfen. ja, der Burow ist winterfest, aber so langsam kommen einige Dinge an ihre Grenzen, wie ich später noch weiter berichten werden. So frieren jetzt immer die letzten 10 Zentimeter des Abwasserschlauchs ein, der unter der Burow-Kabine herausguckt. Auf den Schlauch ist im Inneraum Heizungsluft gerichtet, aber dieses kleine Stück was da ungeschützt herausschaut reicht. Da ist es egal ob Wasser oder heißes Wasser kommt, es friert sofort ein. Und es soll noch kälter werden. Für Morgen, Silvester, sind -35° C angesagt.

Heute ist Silvester und ich denke an meine Frau Nik und Guinness, unseren treuen Golden Retriever. Ich vermisse gerade beide sehr.

Neujahr

01. Januar 2024. Ich werde wach und alles ist weiß. Nicht nur schneeweiß. Also oben Schnee unten grün, nein, alles ist rundherum weiß. Keinerlei Feuchtigkeit mehr in der Luft. Jegliches Wasser ist als Eis niedergeschlagen. Eine Eislandschaft ist noch einmal ein anderes Bild als eine Schneelandschaft. Heute geht es mit den Huskys raus, ich freue mich. Die Hunde waren die ganze Nacht zu hören. Sie schlafen draußen, immer.

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Gegen Mittag geht es los. Wir sind noch ein Stückchen unterhalb des Polarkreises, also gibt es noch Tageslicht. Im großen Zwinger stehen die Schlitten bereit, die Anker sind schon im Boden. Wenn die Hunde am Geschirr sind zerren sie nur noch nach vorne, deshalb der Anker. Wir sind eingepackt wie die Eskimos. Nur die Augen sind frei, dicke Jacken, Thermohosen und Schneeüberhosen, Fausthandschuhe und dicke Schneeschuhe an. Zu den Schuhen lerne ich heute noch eine Lektion.

Wir werden eingewiesen. Mit abgewinkelten Füßen stehen wir auf dem Schlitten, die Fersen stehen auf der Bremse. Ein einfacher Stahlbogen mit kleinen Zähnen, die wie ein Rechen in den Schnee greifen, wenn man sein Gewicht darauf stellt. Das bremst die Hunde, denn sie wollen einfach immer weiter. Müssen die Hunde pinkeln, machen sie das einfach beim Laufen. Wenn sie Durst haben, schnappen sie nach Schnee. Und wenn ich mal das eine oder andere…geht nicht. Dann gilt noch: Abstand halten!

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Die Chefin fährt vorne weg. Nacheinander werden alle Halteleinen los gemacht. Der Schlitten setzt sich ruckartig in Bewegung. Enorm was vier Hunde an Zugkraft entwickeln. Um das Lenken muss ich mich nur bedingt kümmern. Es ist wie beim Skifahren. In den Kurven belastet man den die Kurveninnenseite, aber immer schön mit Gefühl. Den Rest machen die Hunde, die laufen einfach dem ersten Schlitten hinterher.

Nur das hecheln der Hunde ist zu hören.

Nur das hecheln der Hunde ist zu hören.

Zuerst geht es durch einen verschneiten Tannenwald. Keine Geräusche sind zu hören. Nur das sanfte gleiten des Schlittens und das Hecheln der Hunde. Dann öffnet sich der Blick, es geht auf den Haussee. Jedes Grundstück hat hier einen eigenen See. Praktisch. Ich habe das Gefühl, dass wir die ersten Menschen hier sind. Alles jungfräulich und unberührt. Langsam merke ich, dass es meinen Zehen kalt wird. Da hat sich eine Menge Schnee an den Schuhen aufgestaut, aber Moment mal…das sind Schneeschuhe, superwarm! Warum habe ich jetzt eiskalte Zehen. Das wird langsam sehr unangenehm. Egal, ich drücke das Gefühl weg. Die Landschaft ist zu atemberaubend um mir jetzt darum Gedanken zu machen.

Wir machen langsam eine Wende und bewegen uns jetzt mit Blick auf die Sonne. Die steht knapp über dem Horizont uns sieht aus wie ein orange-roter Wasserfall. Die Luft lässt das Licht so erscheinen, als fließt es von der Sonne zur Erde. Wahnsinn. Völlig versunken lasse ich mich durch die eiskalte Landschaft mit dieser unglaublich klaren Luft gleiten. Ich merke, dass ich voll und ganz bei mir bin.

Mit dem Hundeschlitten unterwegs, die Sonne ist wie ein Wasserfall.

Mit dem Hundeschlitten unterwegs, die Sonne ist wie ein Wasserfall.

Es geht zurück durch den Wald in den Hundezwinger. Verdammt sind meine Zehen kalt, uahh. Frau Chefin überrascht mich jetzt wirklich. Sie hat auch solche Schuhe und steht dort !barfuß! drin. Wirklich jetzt? Darauf angesprochen macht sie mich auf meinen Fehler aufmerksam. Ich habe die Schuhe passend gekauft, d.h. die Zehen und die egal wie warmen Socken haben Kontakt mit der Außenhaut des Schuhs. Und schon wird es kalt. Ihre Schuhe sind zwei Nummern zu groß, so dass sie mit ihren Füßen nur kurz das isolierende Luftpolster erwärmen muss. Und schon ist es den Zehen auch schön warm.

Etwas eingefroren.

Etwas eingefroren.

Abends geht es noch in die Sauna und dann in die typsich-skandinavischen Stuga. Das ist eine Gartenhütte, die halb in der Erde versenkt ist. In der Mitte ist eine große Feuerstelle zum Grillen und es gibt immer einen Halter für eine Teekanne, die über das Feuer geschwenkt werden kann. Es muss aber nicht unbedingt Tee in der Kanne sein…

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Wie geht es weiter?

Abends legen wir uns noch die Karten wie es weitergehen soll. Für unseren Standort soll es auf -42° C gehen. Unser Ziel Rovaniemi in Finnland hat heute -45° C erreicht. Wir können hier nicht bleiben und Finnland fällt auch aus. Der Pourpoint des Motoröls liegt bei -42° C, dann wird es fest. Solange wir fahren ist das kein Problem, aber eine kalte Nacht bedeutet definitiv große Probleme.

Zurück Richtung Süden? Geht nicht, im Süden Schwedens und Norwegens hat es massivste Schneefälle gegeben. Das Militär befreit dort gerade Autofahrer aus ihren Fahrzeugen. Da geraten die Lofoten in Norwegen in unser Blickfeld. Eigentlich wollten Kim und Niklas da ohne mich hin, da sie zwei Wochen länger Urlaub haben und ich von Finnland aus nach Hause abgebogen wäre. Dort haben wir es „nur“ -15° C. Klingt doch gemütlich. Dazu müssen wir nur durch das kälteste Gebiet Schwedens fahren, wo die Kälterekorde des Landes entstehen.

Dann ist das jetzt so. Morgen geht es los Richtung Bodø, Norwegen. Von dort geht eine Fähre zu den Lofoten.

Weiter gen Norden ins Wärmere

Wir starten nach einen guten Frühstück. Kaffee muss sein. Gut 320 Kilometer liegen vor uns. Die Fahrt geht gut an, wir sind so ziemlich alleine auf der Straße. Meine Fahrzeugheizung kämpft standhaft gegen die Kälte. Mit Merino-Unterwäsche und Sitzheizung lässt sich alles einwandfrei ertragen. Dann aber merke ich eine deutliche Kälte. ich frage per Funk bei Kim und Niklas nach, ob es Kälter geworden ist. Sie haben ein Außenthermometer. Ja, ist es. Die Temperatur ist von -35° C auf -40° C gesunken. Diese fünf Grad Differenz konnte ich spüren. Deutlich. Der Punkt war erreicht, wo die Heizung es alleine nicht mehr schaffte. Die Scheiben froren von innen zu. Jetzt musste ich innen eiskratzen und ich nahm die Standheizung zu Hilfe. Sie blies warme Luft ins Heck und stabilisierte so die Situation.

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Die tiefen Temperaturen hielten ungefähr bis zur Grenze Norwegens. Hier ging es noch ein paar Meter rauf in die Berge und auf der norwegischen Seite stiegen dann die Temperaturen rapide. Mittlerweile waren wir oberhalb des Polarkreises, d.h. zwei Stunden Dämmerungslicht am Tag, der Rest ist dunkel. In Bodø suchten sich die beiden anderen noch eine Wohnmobilwerkstatt. Die Hallen sind hier beheizt, wen wundert es. Der Burow musste einmal rundherum aufgetaut werden. Der Frischwassertank hatte an allen Seiten und am Boden Eisplatten gebildet, die Auslässe waren eh zugefroren. Die Mechaniker kennen scheinbar das Problem und stellten ein paar Heizlüfter um das Auto auf.

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Es dauerte nicht lange, da waren wir wieder unterwegs und an der Fähre. Die kann wie ein Bus genutzt werden. 50 Euro zahlen, drauf fahren, fertig.

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Auf den herrlichen Lofoten

Das wäre geschafft. Die schlimmsten Temperaturen haben wir hinter uns. Ich hätte gedacht, das wir als Menschen das Limit wären, es war dann aber doch eher die Technik. Es ist mir schon bewusst, dass ohne die Technik wir natürlich als Mensch schnell am Limit gewesen wären, aber letztendlich mussten wir die Fahrzeuge „in Sicherheit“ bringen.

Wir sind jetzt in Moskenes angekommen und fahren noch auf einen Wohnmobilstellplatz im Hafen von Reine. Wer bei Google nach dem Begriff „Lofoten“ sucht, bekommt mit Sicherheit Bilder, die von Reines berühmten Berg, dem Reinebringen, über Reine und die Lofotenwand. Wie wir noch sehen werden sind die Lofoten im Winter ein traumhaft schönes Ziel mit fantastischen Farben, wenn sich in der Dämmerung das orange-rote Licht der Sonne an den schneebedeckten Felswänden widerspiegelt, obwohl die Sonne nie zu sehen ist.

Ich sehe zum ersten Mal Polarlichter

Gerade sagt Kim noch, dass Polarlichter besser über die Smartphone-Kamera zu sehen sind und schon sind welche zu sehen. Oder? Mit dem bloßen Auge ist es noch nicht ganz klar. Aber
in der Handykamera sind sie schon zu sehen. Jetzt werden auch andere darauf aufmerksam, die Kameras werden geholt. Sie sind jetzt so stark, dass sie mit bloßem Auge zu sehen sind.

Grün wabern sie über dem Kamm der Bergkette zwischen dem Olstinden und dem Klokketinden. Ein fantastisches Schauspiel, auch wenn dieses Vorkommen es jetzt wohl nicht in die Top-Ten der Norlichtsichtungen schafft. Für uns war es großartig. Wer hätte gedacht, dass wir nur 10 Monate später rote-orangene Nordlichter in Thüringen sehen werden….

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Der erste Tag auf den Lofoten

Der Morgen beginnt mit der Suche nach einem Kaffee und einem schnellen Frühstück. Wir schlendern durch Reine, ein kleiner gemütlicher Ort. Jetzt. Über das Jahr gesehen laufen hier zehntausende Touristen durch. Erstaunlich wenig touristsich verneppt, angesichts dieses Umstands.

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In einem Kombiladen, soll heißen, Supermarkt, Angelladen, Souvenirshop und Bäckerei in einem, werde ich fündig. Kim und Niklas nutzen meinen Hunger um ein wenig Zweisamkeit zu pflegen und das noch romantisch schlummernde Reine zu genießen. ich drehe auch noch meine Runde und dann geht es auch schon weiter.

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Die besondere Stimmung auf den Lofoten

Zumindest bei gutem Wetter sorgen die Polarwinter mit ihrer tiefstehenden, bzw. gar nicht über den Horizont kommenden Sonne für ganz besonderes Licht. Am Horizont bilden sich orange-rote Lichtstreifen am Himmel. Bei entsprechender Bewölkung kann das ziemlich dramatisch aussehen. Als wären in der Ferne große Feuer am lodern.

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Wir wollen ein paar Kilometer weiter kommen, solange es noch „Tageslicht“ gibt, also gut 2 bis 2,5 Stunden. Wir kommen bis zum Hauklandstranda. Es gibt dort zwei Parkplätze und ein Klo, dass mit Kreditkarte funktioniert. Gerne zahle ich dafür, ein so saubere und top-gepflegtes Örtchen vorzufinden. Wir stehen zunächst auf dem oberen Parkplatz, aber uns reizt es schon zum unteren zu kommen. Der Balken, der höhere Fahrzeuge aussperrt ist geöffnet. Dummerweise liegt aber eine schräge Schneeplatte im Weg. Ich versuche es und komme runter. Niklas tut sich mit seinem +3 Tonnen-Gefährt etwas schwerer. Wir verzichten zugunsten der Sicherheit und wer weiß, welche Wetterlage Morgen Probleme beim verlassen macht. Wir bleiben oben stehen und nächtigen dort.

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Wären wir bloß einen Tunnel weiter gefahren…denn auch hier erscheinen wieder Polarlichter. Diesmal noch heller, noch heftiger, noch schöner. Das volle Programm gab es eine Bucht weiter bei Uttakleiv, eben hinter dem Tunnel. Aber das konnten wir ja nicht ahnen. Es ist auch so ein faszinierender Anblick, der uns in seinen Bann schlägt.

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Weiter Richtung Norden

Unser erstes Ziel heute ist Eggum, oder besser gesagt die alte Ruine der deutschen Radarstation „Borga“ (Burg) aus dem 2. Weltkrieg kurz hinter Eggum. Viel ist nicht erhalten. Der runde Steinbau und eine Art Drehmechanismus. Ich finde es trotzdem immer besonders, an solch einen Ort zu kommen.

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Wir fahren weiter immer der Küste entlang. Es ergeben sich immer wieder faszinierende Bilder, gemalt auf der Leinwand der Berge und Häuschen, widergespiegelt von den spiegelglatte sehen mit denn Farben der letzten Sonnenstrahlen, die es noch über den Horizont schaffen. Wer sich vor dem Urlaub extra Photoshop gekauft hat, tja, rausgeworfenes Geld.

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Henningsvær

Natürlich, da müssen wir hin. Kim und Niklas Kim sind Fußballfans, aber auch ich möchte diesen weltberühmten Ort sehen, der sogar auf der FIFA Webseite Erwähnung findet. Der Fußballplatz mit der wohl spektakulärsten Lage. Wir schlender durch den Ort mit dem Platz als Ziel. Unterwegs gehen wir noch einkaufen. Vor dem Geschäft brennt ein Holzfeuer in einer Schale, so dass sich Passanten wärmen können. Eine tolle Idee, die zur Stimmung beiträgt.

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Es ist kein Problem zum Platz zu kommen, es wird hier kein großes Bohei daraus gemacht. Zum Glück haben die beiden eine Drohne dabei. Die Aufnahmen werden, na wie wohl? Spektakulär. Der Platz gibt es einfach her.

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Für die Nacht fahren wir den Campingplatz Sanvika an. Hier gibt es zuerst eine heiße Dusche. Seit Tagen haben wir keine genossen. Danach versuche ich außen am Fahrzeug Nudeln zu kochen. Keine Chance! Der eiskalte Wind raubt jegliche Hitze. Ich verlagere meine Kochkünste dann doch wieder ins Innere.

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Wir müssen weg von den Lofoten

Die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes: Regen. Wenn der kommt und gefriert wird es hier lustig. Werden dann die vielen kleinen und steilen Brücken gesperrt? Wir wollen es nicht drauf ankommen lassen und fahren stringent Richtung Hamna. Dort ist die Brücke die uns wieder auf das Festland bringt. Für die Nacht fahren wir den Campingplatz Øse an. Wir sind nicht die einzigen Gäste dort, denn über den Abend verteilt treffen gut 100 britische Soldaten zum Wintertraining ein. Die Bar ist dann wohl für heute erledigt. Aber wir dürfen die Stuga benutzen, ganz alleine für uns. Der Campingplatzbetreib er lässt auch kurzerhand seine britischen Gäste alleine im Restaurant stehen, schnappt sich zuerst seinen kleinen Schneepflug und pflügt uns den Weg zur Stuga frei. Dann tuckert er damit noch die Straße hoch und holt einen Haufen Holz, damit es uns nicht alt wird.

Wir machen also unsere eigene Party in der Stuga, die darin gipfelt, dass nach einigen Weingläsern und Whiskeys Kim und Niklas mir einen Boxercut-Harschnitt verpassen, so wie Niklas ihn auch trägt. Zum Glück vergehen noch ein paar Tage, bis ich wieder Zuhause bin.

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Zurück nach Schweden

Unser letztes gemeinsames Ziel, bevor ich mich auf den Heimweg verabschieden muss ist das berühmte Eishotel in Jukkasjärvi bei Kiruna. Das schaffen wir aber heute nicht mehr, deshalb gibt es noch eine freie Übernachtung.

Alleine die Fahrt durch den Abisko Nationalpark entlang des komplett zugefrorenen Sees Torneträk ist wieder einen Sehenswürdigkeit für sich. An dessen Ufer finden wir dann auch ein Plätzchen für uns. Wie hier im Norden üblich gibt es an solchen Orten ein Häuschen mit Feuerholz und eine beheizte Toilette. Unnötig zu sagen, dass die Toiletten auch hier wieder in einwandfreiem Zustand sind.

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Eishotel

Im Eishotel kann tatsächlich in Räumen und auf Betten aus Eis übernachtet werden. Jeder Raum wurde nach einem Motto geschaffen oder es stellt etwas bekanntes dar. So z.B. gab es bei unserem Besuch einen Raum, der die Titanic von innen zeigt, als sie den Eisblock rammte. Auch verschiedene Märchen werden dargestellt. Sehr sehenswert…aber übernachten? Neee….

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Abschied – Mein Rückweg beginnt

Kurz hinter dem Eishotel ist es dann soweit. Wir müssen uns trennen und ich verabschiede mich. Kim und Niklas haben noch gut zwei Wochen, aber ich muss nach Hause. Schweren Herzens trenne ich mich von den beiden. Wir haben viel Spaß gehabt und etwas wirklich tolles und für uns einmaliges erlebt. Das war eine ganz eindringliche und schöne Zeit für mich. Ich hoffe, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.

Ich werde die Ostroute über die E4 nehmen. Die ist nicht so einsam wie die Westroute über die E12 und nicht so mit wahnsinnigen LKW-Zügen wie auf der norwegischen E6 befahren. Außerdem kann ich mir so noch einen kleinen Wunsch erfüllen. Die weltberühmte Axtschmiede Gränsfors besuchen. Die liegt nur ein paar Kilometer von der E4 entfernt. Und die ist heute mein Ziel.

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Gränsfors in Gränsfors

Es ist schon lange nach Mitternacht als ich im stillen, verschneiten Gränsfors ankomme. Die gelben Straßenlaternen tauchen alles in sanftes Licht. Ich stelle mich auf den Parkplatz der Axtschmiede, direkt vor dem Axtmuseum. Nur noch ein paar Handgriffe und ich liege im Hubdach. Nach der langen Fahrt fallen mir schnell die Augen zu.

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Ich höre ein Auto, es parkt ebenfalls auf dem Parkplatz. Es ist 06:00 Uhr in der Früh. Es geht wohl langsam los. Kurz danach folgt das zweite Auto. Ich spreche den Fahrer an, ob ich hier „ungünstig“ stehe. Nun, dem scheint so, er macht mich darauf aufmerksam, dass das der Platz vom Chef ist. Ich könnte aber ums Eck stehen, eben dem Café, da sind freie Plätze. Ich versetze den Wagen und warte darauf, dass es 09:00 Uhr wird.

Es ist jetzt hell und ich gehe in den Axtshop. Dort meldet man sich für eine Führung. Eine junge Dame begrüßt mich und sagt, da ich der einzige bin, gibt es keine Führung. Aber ich könne mir die Schutzweste und den Gehörschutz nehmen und einfach selber durch die Werkstätten laufen. Immer schön vor den gelben Linien am Boden bleiben und nicht mit den Schmieden sprechen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

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Groß ist die ganze Anlage nicht. Ein Haus, die Schmiede mit einigen weiteren Anlagen zum Härten, Schleifen, Einstielen und Versand. Dann noch das Museum und der Werksverkauf. Das ganze ist in den Ort eingebettet, kein Werkszaun, kein Tor.

Kaum betrete ich die Schmiede hämmert es schon los. Der Schmiedehammer wird wie vor 120 Jahren mit einem Riemen betrieben. Eine große Riemenscheibe sitzt auf einer Welle mit Nocken, die die einzelnen Hämmer anheben und fallen lassen. Jeder Hammer hat eine eigene Form und ist für einen Schmiedeschritt eingerichtet. Neben dem Hammer liegt eine lange Stange Stahl deren Ende von einem Gasbrenner erhitzt wird. Davon schneidet der Schmied ein Stück ab, das dann über eine Rutsche vor ihn gleitet. Er nimmt das rotglühende Stück Eisen mit einer Zange und hält es unter einen der Hämmer. Er dreht und wendet es, begutachtet das Stück, legt es unter den nächsten Hammer bis er zufrieden ist. Dann hängt er es in eine Aufnahme. Jeder Hammer hier in der Halle ist für ein anderes Produkt eingerichtet. Scheinbar wird auch gerade ein Hammer wieder in Betrieb genommen oder umgerüstet. Einige Mitarbeiter arbeiten an der Maschine.

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Die geschmiedeten Stahlstücke, Axtklingen oder Spaltkeile wandern dann weiter zum Schleifen. Vor langen Schleifbändern sitzen die Mitarbeiter, gut geschützt vor Spänen und Funkenflug und bringen den richtigen Schliff. Man sieht ihnen die lange Erfahrung an, lange brauchen sie nicht. Aber sie müssen immer wissen, was sie da gerade für einen Typ bearbeiten. Unterschiedliche Äxte für unterschiedliche Aufgaben haben alle ihren eigenen Schliff.

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Leider kann ich den dritten Arbeitsschritt nicht beobachten. Die Härterei ist nicht in Betrieb. Ein langes Transportband an dem die Stücke angehangen und so durch ein Bad gezogen werden.

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Zuletzt gehe ich noch in den ersten Stock, wo eine junge sehr nette Dame gerade einer instandgesetzten Kundenaxt einen neuen Stiel verpasst. Ein unerwartet manuelle Prozess. Die Klinge und der Stiel werden in eine Vorrichtung eingespannt und dann wird der Stiel in das Auge eingepresst. Dabei muss sie immer wieder neu richten, biegen und genau aufpassen, dass nichts reißt oder bricht und dass es gerade wird. Es sind eben natürliche Werkstoffe und es sind keine Präzisionsuhren. Am Ende steckt der Stiel absolut gerade im Stahl und sie ölt ihn noch und bringt dass Stück persönlich zum Versand. Dort werden die Stücke dann mit Axtbuch und Lederschutz versehen und verschickt.

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So haben auch meine Gränsfors Axte wohl ihren Weg zu mir genommen. Ein tolles Erlebnis das selbst und so nah erleben zu dürfen. ich kaufe noch ein Pflegeset für meine Äxte und wenn ich nach Hause komme, werde ich sie wieder herausholen und ihnen Pflege zukommen lassen. Einfach aus Respekt vor diesem Handwerk und seinen Meistern.

Heimweg

Jetzt heißt es nur noch Kilometer abspulen. Die Temperaturen steigen auf über Null Grad, während ich mich immer weiter Richtung Heimat bewege. Es wird noch viele Stunden dauern, aber nennenswertes passiert nicht mehr. irgendwann empfange ich dann schon unseren heimatlichen Sender WDR. Ein untrügliches Zeichen, dass ich es bald geschafft habe und meine Nik wieder umarmen kann. Guinness wird völlig ausflippen, so wie er es immer tut, wenn er länger jemanden vermisst hat.

Und genau so kommt es. Ich bin glücklich diese Reise, diese Erfahrungen gemacht zu haben, es war schon etwas Besonderes. Kim und Niklas wünschte ich noch eine gute Fahrt, auch die beiden sind sicher und wohlbehalten ein paar Tage später zurückgekehrt.

Erfahrungen und Tipps

Damit ich mich nicht wiederhole, was ihr bei so einer Reise beachten solltet, habe ich in unserem Magazin Matsch&Piste aufgeschrieben. Hier geht es zu dem Artikel: Wintercamping in Skandinavien mit Defender und Burow – Erfahrungen und Tipps.

Viel Spaß beim Lesen!

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