300.000+ km, der erste Satz Kupferdichtungen wird fällig
Meistens gehen sie schon früher kaputt: Die Kupferdichtungen, die das Pumpe-Düse-Einspritzelemnt zum Zylinder hin abdichten. Bei meinem Td5 Motor haben sie jetzt etwas über 300.000 km gehalten. Da kann ich wohl nicht klagen.
Symptome
Normalerweise brennen die Dichtungen nicht einfach durch, sondern sie werden langsam undicht. Aber stetig. Dann fängt der Kolben im Zylinder beim Verdichten an, Luft in das Kraftstoffsystem zu drücken. Das erste Symptom ist daher meistens das hörbare Entlüften. Der Td5 Motor hat ein selbstentlüftendes Spritsystem. Siehe Td5 Kraftstoffanlage. Für die Entlüftung ist dieses kleine Membran zuständig: Entlüftungsmembran. Steht man vor dem Dieselfilter, sitzt es im linken, äusseren Anschluss.
Das Entlüften ist als lautes, schon fast kreischendes Blubbern zu hören, wenn die Zündung eingeschaltet wird und die Dieselpumpe läuft. Läuft der Motor wird das Geräusch oft übertönt. Muss immer wieder entlüftet werden, kann dies auf undichte Kupferdichtungen zurück zu führen sein. Es könnte sich aber lohnen, zuerst das Entlüftungsmembran zu tauschen. Wenn dieses kaputt ist, entlüftet das System auch ständig. Das Membran kostet um die 10€ und ist in wenigen Minuten getauscht. Als nächstes sollte der Dieselfilter auf festen Sitz geprüft und ggf. getauscht werden. Findet weiterhin ein stetiges Entlüften statt, oder entlüftet der Wagen auch während des Fahrens, sind es dann wohl doch die Dichtungen. Höchste Zeit etwas zu tun wird es, wenn der Wagen nur noch schlecht und nach mehreren Entlüftungsläufen startet, wenn er während der Fahrt ausgeht oder wenn der Wagen nur noch ruckartig und langsam läuft.
Entlüften
Das Spritsystem im Td5 wird einfach durch das Laufenlassen der Dieselpumpe entlüftet. Manchmal reicht es einfach ein- oder zweimal den Zündschlüssel herumzudrehen und die Pumpe laufen zu lassen. Sie schaltet sich nach ein paar Seknden wieder ab. Es gibt aber auch ein Entlüftungsprogramm. Dazu die Zündung einschalten und fünf mal das Gaspedal treten. Nun werden mehrere Entlüftungsläufe automatisch durchgeführt.
Austausch
Im Grunde sind sie leicht und schnell zu tauschen. Da ich dies aber noch nicht gemacht habe und auch einige Spezialwerkzeuge nötig sind, überliess ich das Jochen Rohr von Corvus4x4 in Duisburg. Die Kipphebelwelle muss abgenommen werden. Es Bedarf eines Spezialwerkzeugs, ein Gleithammer (LRT-12-154-1) um die Pumpe-Düse-Elemente herauszuziehen. Die Kupferdichtungen sollen auch mit einer Spezialzange demontiert werden (LRT-12-154-4). Für die O-Ringe und die neuen Kupferdichtungen sind auch Spezialwerkzeuge vorgesehen (LRT-12-154-2 und LRT-12-154-3). Das konnte aber auch alles ohne diese Werkzeuge bewerkstelligt werden. Ansonsten benötigt man nur die fünf Dichtringe und es wäre auch gut die O-Ring-Dichtungen zu erneuern, die nach oben hin zum Ventilgehäuse abdichten. Es kann zu Problemen kommen, wenn sich die Dichtungen in ihrem Sitz festgebrant haben. Dann ist eine sehr sorgfältige Reinigung vorzunehmen.
Pumpe-Düse-Elemente und Dichtungen und deren Sitz
Auf den Bildern sind die Zylinderbohrungen, in denen die Pumpe-Düse-Elemente stecken, und die Dichtungen gut zu sehen. Am Boden der Aufnahmen sind die Löcher zu sehen, durch die die Einspritzdüsen in die Zylinderräume ragen. Dort dichten die Kupferdichtungen zu den Zylindern ab. Die O-Ringe befinden sich in der Mitte der Pumpe-Düse-Elemente und dichten gegen die Wand der Bohrung nach oben zum Ventilgehäuse ab. In dem Zwischenraum zirkuliert der Diesel. Wer genau hinsieht, erkennt auf dem linken Bild, in den Wänden die Bohrungen, durch die der Diesel ein- und austritt. Im mittleren Bild sind die Löcher in den Pumpe-Düse-Elementen zu sehen, durch die der Diesel durchfliesst. Steht eine Einspritzung bevor, wird der Durchfluß im Einspritzelement mit einem Piezo-Element durch das Steuergerät (ECU) angehalten. Die Nockenwelle drückt kurze Zeit später einen Kolben herunter der so viel Druck aufbaut (1.500 bar), dass sich die Düse gegen einen Federdruck öffnet und der Diesel mit ebenso viel Druck in den Zylinder eingespritzt wird. Auf dem rechten Bild sind die neuen Dichtungen zu sehen.
Steigender Motorölspiegel
Oft wird im Zusammenhang mit den Kupferdichtungen auch ein steigender Ölspiegel durch eindringenden Diesel als Symptom genannt. Das ist ein ernstes Problem, da der steigende Spiegel durch Diesel die Schmierwirkung herabsetzt. Das führt zu hohem Verschleiß und am Ende zu einem Motorschaden. Wird Diesel im Öl festgestellt liegt die Ursache nicht an den Kupferdichtungen, sondern an den O-Ring-Dichtungen der Einspritzelemente, die diese zum Ventilgehäuse abdichten. Im Extremfall können beide Symptome auftreten, Luft im Dieselsystem und Diesel im Motoröl. Nach der Montage neuer Kupfer- und O-Ring-Dichtungen sollte der Ölstand jedenfalls eine Zeit lang kontrolliert werden, um eine fehlerhafte Montage frühzeitig zu entdecken.